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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Wäsche, Bett, ärztliche Hülfe, Wartung und Pflege in Krankheitsfällen, wofür eine besondere Krankenwärterin aufgestellt ist, Medicamente auf Kosten der Institutskasse; auch werden die Beerdigungskosten von derselben getragen. Gegenwärtig sind 16 Personen, jede mit besonderer Wohnung in die Anstalt aufgenommen. Viele arme Personen, in Neuenstein und in den Orten, für welche die Stiftungen bestehen, namentlich in und bei Weikersheim, erhalten jährliche Unterstützungen von 20–45 fl. 1

Die Stadtkirche war ursprünglich eine Kapelle und wurde 1611 von Graf Kraft von Hohenlohe-Neuenstein in einem einfachen, nichtssagenden Styl erbaut, dagegen gehört der Chor, vermuthlich die ehemalige Kapelle, der gothischen Periode an und enthält zwischen einfachen Strebepfeilern spitzbogige Fenster, aus denen jedoch das Maßwerk herausgenommen wurde. Das freundliche, weiß getünchte Innere der Kirche hat eine flache Decke mit kunstlosen Gemälden; auf dem Boden liegen mehrere Grabplatten, die Privatpersonen angehören, jedoch von den Kirchstühlen meist verdeckt sind und unter dem um zwei Stufen höher gelegten, mit einem Netzgewölbe versehenen Chor befindet sich die gräfliche Gruft, in der mehrere Mitglieder des Hauses Hohenlohe beigesetzt sind. Der zwischen Chor und Schiff stehende viereckige Thurm ist in seinen unteren Theilen alt, gegen oben aber neu aus Holz erbaut und mit einem modernen Schieferdache versehen. Angebaut an die Kirche ist im Renaissancestil im Jahr 1699 eine Halb-Rotunda, worin das Epitaphium des Grafen Wolfgang Julius aus schwarzem Marmor sich befindet. Dasselbe enthält verschiedene Inschriften, I. rechts unten: „Wolfgang Julius, Graf von Hohenlohe und Gleichen, Herr zu Langenburg und Kranichfeld, der Burg Milchling und Wilhermsdorf, des H. R. Reich wider den Türken geführten Krieg General-Feldmarschall, Obristen und Ritter, ist geboren den 13. August 1622. Weilen dazumalen schon die Troublen im römischen Reich angefangen und darauf der grausame 30jährige Krieg erfolgt, wodurch das ganze Land ruinirt, hat derselbe seinen Studiis, wessewegen er zu Tübingen und Straßburg geweßt, nicht forthängen, sondern nach Haus sich wieder begeben müssen, da dann ohnangesehen seiner Jugend, in Abwesenheit seines Herrn Vater und seiner Herren Brüder, die in fremden Landen und sonsten sich enthalten, er den bedrängten Unterthanen auf alle Weis beigestanden und solche zu schützen sich viele Leibs- und Lebensgefahr exponirt und wirklich darüber einen Schuß ins Gesicht bekommen. Nachdem gedacht sein Herr Vater 1641 zu Regensburg

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0280.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)