Seite:OARottenburg 034.png

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Denken wir uns nun diese Zusätze weg, so zeigt sich uns von Osten, wo jezt der Chor angebracht ist, der freye Eingang – vielleicht unter einer Vorhalle, in den Tempel; links, gerade gegen Osten gekehrt, ist an einem Vorsprung die obbenannte Öffnung angebracht: aus früher ganz kleinen, hoch oben, zu beyden Seiten gegen Norden und Süden, angebrachten Öffnungen (Fenstern, Hochlichtern) fiel ein spärliches Licht ein, und gegen Abend war, dem Eingang gegenüber, eine niedere, schmale Pforte angebracht, so wie eine gleiche Pforte gegen Süden war. An der Abendseite erhebt sich der Giebel, und an dieser Seite sind die hieroglyphischen Charaktere eingemauert, welche unsern ältern und neuern Alterthumsforschern schon so viel zu schaffen gemacht haben. Gleich über der südlichen Pforte zeigt sich ein Kreuz mit Sonnen oder Feuerrädern, welche auch bloße Verzierungen seyn mögen, umgeben. Auf der einen Seite sind diese mit Strahlen umgeben, auf der andern blos runde Kreise ohne diese – vielleicht die Sonne und der Mond? Dieser Stein scheint eingesetzt, und ist auch von anderer, einer gelblichen Farbe, während alle andere Steine des Gebäudes graulich schwarz sind. Über der abendlichen Pforte ist gleichfalls ein solcher gelblicher Stein mit einem Kreuze mit Sonnen- oder Feuerrädern, und dann ein zweyter Stein, mit einer Figur, einer Art Zwerg mit krummen Beinen und Armen eingesetzt. Wo sich über diesen oben am Dach der Vorsprung zu beyden Seiten zeigt, beginnt sogleich in der zweyten Lage der Steine eine neue Reihe von Bildern: seitwärts zuerst eine Sonne, dann in einer höhern Reihe, auf der nördlichen Seite, zwey Widderköpfe, auf der südlichen ein Stierkopf, und zwischen inne wieder die Figur des Zwergs mit krummen Beinen und einem unförmlichen Bauch, über diesem ein Stein, der neben einander einen Widder- und Stierkopf darstellt, ihnen zur südlichen Seite zwey Sonnen, eine größere über einer kleinern, über den beyden Köpfen dann wieder ein Kreuz.

Die ganze Bauart des Tempels zeigt sich in ihrer ursprünglichen Form als ächt römisch, wahrscheinlich ist er in

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 034. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_034.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)