Seite:OARottenburg 085.png

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dieser Betriebsweise noch am leichtesten einigermaßen befriedigt werden können. In den kleinern Privatwaldungen kann die Femelwirthschaft nie ganz verdrängt werden, und es ist auch keine andere Betriebsweise ohne Nachtheil für die Besitzer möglich.

Die Umtriebszeiten sind:
bey Nadelholzwaldungen 80 – 100 J.
  –  gemischten Laub- u. Nadelholz-Beständen 90  –
  –  Eichen-Hochwaldungen 120  –
  –  Buchen-Hochwaldungen 70 – 80  –
  –  Mittelwaldungen, wenn die Buche vorherrscht 40  –
wenn die weichen Holzarten den Vorzug haben 16 – 30  –

Es ist recht zu bedauern, daß das Ertragsvermögen mit der Ertragfähigkeit in den meisten Waldungen namentlich in solchen, die Eigenthum der Gemeinden sind, sowohl in Beziehung auf Qualität als auf Quantität in einem sehr auffallenden Mißverhältnis steht, und daß sich dieses Mißverhältniß auf doppelte Weise äußert, denn einmal sind der edlern Holzgattungen weniger geworden, und weiche, geringere sind an ihre Stelle getreten, und anderntheils ist der Massenertrag gegen ältere Zeiten bedeutend geschmälert.

Die schönsten Buchenbestände finden sich noch auf der Alpseite, und unter den Mittelwaldungen zeichnen sich die auf der Markung von Schwalldorf aus. Die Nadelholz-Waldungen stehen in der Regel besser, als die Laubholzwaldungen, weil sie von den Nebennutzungen weniger heimgesucht worden sind. In Hinsicht auf den Besitz stehen mit weniger Ausnahme die Staatswaldungen am besten. Dem Übelstande in den Gemeinde- und Privat-Waldungen liegen verschiedene Ursachen zu Grunde: außer dem, eine Zeit lang starken, Wildstande, fehlerhafte Bewirthschaftung, Vernachlässigung der Nachzucht und des Bodens, zu früher Hieb, d. h. im Herbst und Winter, wodurch die Stöcke ihre Ausschlagsfähigkeit verloren, übertriebene Benutzung sowohl in Betreff der Hauptnutzungen, wodurch die Waldungen häufig so licht gestellt wurden, daß die Nachzucht von Samenpflanzen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 085. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_085.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)