Seite:OARottenburg 129.png

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bey solchen Anlässen in die Stadt und vereinigten sich endlich mit denen auf der Klause. Auch bestanden früher, nach dem Geiste der Zeit, noch einige andere sogenannte Versammlungen, Beguinenhäuser.

Auswärtige Klöster hatten auch Höfe und Häuser hier, so hatte das Stift Kreuzlingen, welches beträchtliche Güter, Gefälle und Einkünfte zu Wurmlingen, Hirschau, hier und in der Umgegend besaß, ein ansehnliches, massiv von Stein erbautes Haus nicht fern vom Sülcherthor, in welchem nun das königl. Oberamt seinen Sitz hat. Das Kloster Rohrhalden hatte nicht fern vom Jesuiterkollegium gleichfalls ein sehr großes, ganz von Stein erbautes Haus, welches nun Privaten besitzen.

Außer diesen ansehnlichen Gebäuden verdienen noch bemerkt zu werden:

Das alte Schloß, nördlich auf einem Hügel, in der obern Gasse, gelegen. Der Aufenthalt auf der alten Burg Rottenburg mochte den mächtigen, von Ministerialen umgebenen Grafen von Hohenberg bald zu beengt geworden seyn, und so bauete Graf Burkhard 1216 dieses Schloß, von dem sich die schönste Aussicht auf das Neckarthal darbot; er umgab es, sammt einem großen Vorplatz bis an den Neckar, mit Gräben, Mauern und Thürmen, und es ward, wie die alte Burg außer der Stadt Rottenburg, die Burg in der Stadt genannt. Hier stand die Wiege der hohen Stammmutter des östreichischen Kaiserhauses; hier warb Rudolph um die schöne, prächtige Jungfrau, kaum 16 Jahre alt; hier ward, wie die Chronik sagt, gar freundlich die Hochzeit 1240 begangen; hier war der nachmalige König oft bey seinem Schwager auf Besuch, und manche wichtige Verfügung wurde nach Urkunden hier getroffen; hier ward auch das Beylager Ulrichs II. Grafen von Würtemberg, und der Irmengard, Grafen Albrechts Tochter, im December 1291 mit großer Pracht gefeyert [1], hier wurden die herrlichen


  1. Die Zweifel gegen dieses Datum s. S. 16. Memmingers Beschr. v. Würt. 58 Heft. Rottenburg.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_129.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)