Seite:OARottenburg 151.png

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Grafschaft Hohenberg mit 40.000 fl. gelöst, unter der Versicherung, von Östreich nimmer verkauft und verpfändet zu werden.

Die Reformation fand hier wenig, oder gar keinen Eingang, und es lassen sich wenige Spuren der hieher sich verbreitenden neuen Lehre finden. Der Stadtpfarrer zum heil. Martin, Abraham Sattler (1562), hing der neuen Lehre an, und ward deswegen abgesetzt. Bereits vor 1523 hatten jedoch schon die neue Lehre Lic. Niklas Schedlin und M. Eyrich hier verkündet. 1524 hielt Andreas Keller hier drey Predigten, welche auch gedruckt sind, im Geiste der Reformation. Mehrere Geistliche und Weltliche, die an dem alten Glauben festhielten, flüchteten sich aus den benachbarten Städten und Örtern hieher, wo sie unter Östreich willige Aufnahme und Unterstützung fanden. Der dreyßigjährige Krieg brachte, wie so vielen Ländern und Städten, auch unserer Stadt schwere Drangsale. Den 11. Hornung 1633 verbrannte der schwedische Oberst Brinkh, indem er gegen Rottenburg anrückte, wo eine Besatzung von 400 Östreichern lag, zu Niedernau 30 Häuser, und ließ 10 Bürger von Rottenburg jämmerlich niederhauen. Mit würtembergischem Landvolk bis auf 10.000 Mann verstärkt, verbrannte er Kiebingen und das Kloster Rohrhalden, schloß die Stadt mit 16 Stücken ein, und diese ergibt sich endlich. Nun gingen Brandsteuern, Einquartirungen, Erpressungen und Mißhandlungen aller Art an. Den 19. May wurde die Bürgerschaft gezwungen, dem Herzog von Würtemberg zu huldigen, als ihrem gnädigen natürlichen Erbherrn und Landesfürsten. Die Geistlichkeit weigerte sich, den Eid abzulegen, und wurde zum Theil ihres Einkommens durch eigene würtembergische Kommissarien beraubt. Nur der Pfarrer Corvinus (Raab) zu Ehingen leistete den Eid, ward deswegen suspendirt und später erst absolvirt. Die Schweden zogen nach der Schlacht bey Nördlingen den 6. Sept. 1634 unter Peter von Imhof von hier ab. 1635 kam zu dem Kriegselende noch die Pest, die eine Menge Leute hier wegraffte.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_151.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)