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Rottenburg, und viele derselben lauten aus der Zeit der ersten Stiftung bis 1400 und nachher. Sie sind in einem eigenen Buche, welches nun im Besitze des Johann Schall, Küfers zu Kiebingen ist, gesammelt und näher beschrieben [1]. Die Besitzungen des Klosters mehrten sich bis auf die neuesten Zeiten, bis es 1787 aufgehoben war; die Mönche wurden mit einer Pension von 300 fl. entlassen, die Güter dem östreichischen Religions-Fond einverleibt. Die Kirche sammt den Klostergebäuden ward abgebrochen, so, daß jetzt nur noch einige unbedeutende Gebäude sich vorfinden, jedoch wird ein Spaziergang in dies wahrhaft einsiedlerische Thälchen, in der Kühle des Morgens oder des Abends, nicht gereuen, zu ernsten Betrachtungen das Gemüth stimmen, und die ruhige Stille umher wird sanften Frieden, wie ihn das Gewühl der Welt nicht gewährt, ins Herz gießen.

Kiebingen war in ältesten Zeiten ein Filial von Sülchen. Da jedoch wegen der Lage jenseits des Neckars bey höherem Wasserstande die Einwohner nicht nach Sülchen kommen konnten, so wurde von Junkher Wernher Möhrhild, Stadtschultheiß zu Rottenburg, 1393 eine eigene Kaplaney gestiftet, doch so, daß er als Stifter die Pfründe lebenslänglich, nach seinem Tode aber das Kloster Rohrhalden dieselbe genießen soll. Dieses Kloster versah auch unter der Woche den Gottesdienst und die Seelsorge. 1579 gestattete die hohe Schule zu Freyburg, welcher die Pfarrey Sülchen inkorporirt wurde, dem Kloster die pfarrlichen Verrichtungen, welche 1600 endlich ganz an das Kloster überlassen wurden. Nach Aufhebung des Klosters wurde 1786 von Östreich eine Pfarrey gestiftet. Das Patronatrecht steht dem Regenten zu.

Noch ist zu bemerken, daß in Kiebingen ein Landgericht bestanden, und als 1454 Rudolph von Ehingen und die Kilchberger mit denen zu Hirschau wegen der Markungen


  1. Notitia Fundationis, Jurium, Possessionum et Privilegiorum Monasterii St. Pauli Eremitae in Rohrhalden, conscripta a P. Benedicto Waechter sub Prioratu R. P. Clementis Endress. 1742.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_180.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)