Seite:OARottenburg 189.png

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Niedernau selbst ist ein sehr alter Ort; schon 1127 ward die Kapelle zum h. Conrad hier von Ulrich II. Bischof von Constanz eingeweiht. Der Ort war übrigens ein Filial der Pfarrey zum h. Remigius ob Ehingen, und wurde nach deren Inkorporation von dem Stift in Ehingen kirchlich versehen, bis im J. 1806 eine eigene Pfarrey auf Ansuchen der Gemeinde errichtet wurde, wobey sich diese zum Bau des Pfarrhauses anheischig machte. Die Baulast und der Unterhalt der Kirche liegt den Zehentherren, so weit die Kirchenpflege nicht zureicht, ob.

Es scheint es habe sich ein eigenes adeliches Geschlecht von Niedernau geschrieben. 1415 war Hans von Niedernau zu Rottenburg seßhaft. 1377 verkauft Vollkart von Ow nebst andern auch seine eigene Leute zu Niedernau an Graf Rudolph von Hohenberg. 1400 löst Rudolph den „von Leutpold zue Östreich an Conrad Pöpplin, genannt Höppeler" versetzten Theil von Niedernau ein; 1404 versetzt Herzog Friedrich das ganze Dorf gleichfalls diesem Grafen; 1423 erhält Conrad Stöb von Rottenburg von Herzog Friedrich das Fischwasser zu Niedernau mit den zugehörigen Gütern und Gülten zu Lehen. Nach verschiedenen Abwechslungen kam dasselbe (Fischwasser) 1603 und 1621 getheilt an den Spital zu Rottenburg. Während des dreyßigjährigen Krieges litt Niedernau insbesondere auch sehr. Den 11. Febr. 1633 brannte der schwedische Oberst Brinkh 30 Häuser und Scheuern nieder. Die Mühle zu Niedernau ward durch Erzherzogin Mechtild ihrem Kammermeister Georg Seidensticker pfandweis überlassen; 1466 von Heinrich Wiest und dessen Vetter Marquard, durch Gnaden seiner gnädigen Frau zu Östreich, um 30 fl. zu seinen Handen gelöst; 1636 wurde dieselbe um 4000 fl. an Martin Schlichter, Burger zu Niedernau, käuflich überlassen. In der Folge kam sie durch Tausch an die Jesuiten zu Rottenburg, nach deren Auflösung zum Studienfond, dann wurde sie mit dessen übrigen Gütern unter Würtemberg incammerirt, und endlich an Johann Daub, Burger von Rottenburg, verkauft.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_189.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)