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B. Thiere.[1]

Säugethiere. Von größeren Säugethieren fand sich bis zu den letzten Jahren in den ausgedehnteren Waldungen hauptsächlich des Schönbuchs der Edelhirsch noch ziemlich häufig und das Damwild (hauptsächlich im Feuerbacher Reviere) hie und da vor. Das Wildschwein ist nun auch im Schönbuche gänzlich ausgerottet. Der Rehstand konnte ein mittlerer genannt werden. Von Raubthieren sind anzuführen: der Fuchs, die seltene wilde Katze, der Edel- und Hausmarder, der Iltis, das große und kleine Wiesel; der Fischotter geht nicht selten an den in den Neckar einmündenden Bächen im Winter große Strecken seiner Nahrung wegen herauf. Der Dachs kommt ziemlich selten, der Igel häufig vor. Unter den Nagethieren ist am gemeinsten der Hase; dann das Eichhörnchen, die Feldmaus, die Hausratte. Nicht selten wird im Schönbuch die Schärmaus, und da und dort die gemeine und die Wasserspitzmaus angetroffen.

Vögel. Von den in Württemberg vorkommenden 300 (theils nur durchziehenden, theils aber im Lande brütenden) Arten von Vögeln sind über 100 als im Oberamtsbezirk Stuttgart sich vorfindend zu nennen. Von diesen halten sich das ganze Jahr hindurch auf 45, den Sommer über 40, also zusammen etwa 80 brütende; die übrigen kommen theils blos im Winter in der Gegend, theils nur auf dem Durchstriche vor. Von Tagraubvögeln wurde der Steinadler (Aquila fulva) unweit Solitude und der Flußadler (Aqu. haliaetos) bei Gaisburg geschossen; das ganze Jahr bleiben in der Gegend der Hühnerhabicht (Falco palumbarius), der Sperber (F. nisus) und der Mäusebussard[2] (F. Buteo). Im November gewöhnlich mit dem ersten Schnee, erscheint auf den Fildern der rauhfüßige Bussard (F. lagopus); er verläßt diese wieder mit Eintritt des Frühjahrs und wird alsdann durch den Gabelweih (F. milvus) und den Thurmfalken (F. tinnunculus) ersetzt. In den warmen Sommermonaten hält sich in lichten Waldschlägen der Wespenbussard (F. apivorus) auf, er wurde auch schon da und dort, z. B. in der Nähe von Rohr und von Degerloch, brütend angetroffen. Vom Wanderfalken (F. peregrinus) wurden schon mehrere Exemplare auf dem Durchstriche im Frühjahr und Herbste theils bemerkt, theils geschossen, so bei Degerloch und Waldenbuch. Auch der

  1. Nach Mittheilungen von Forstcandidat H. Herdegen, jetzt Forstamtsassistent in Schorndorf, Dr. Otto Seyffer, v. Martens etc.
  2. Bemerkenswerth ist eine beinahe ganz weiße Varietät dieses Bussards, welche alljährlich mit Eintritt des Winters (nach Aussage der Landleute viele Jahre hinter einander in der Nähe des sogenannten Fasanenhofs zu Echterdingen und Degerloch erschien und mit dem Beginn des Frühjahrs wieder verschwand. In den letzten Jahren hat sich derselbe nicht mehr gezeigt, vielleicht, weil das Wäldchen, in dessen Nähe er sich meistens aufhielt, ausgestockt worden ist.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 030. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_030.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)