Seite:OAStuttgartAmt 058.png

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sehr fruchtbaren Boden, wie er namentlich den sogenannten Fildern eigen ist, darf es nicht befremden, daß die Neigung zur Waldausstockung seit mehreren Jahrzehnden sehr erwacht ist, und daß sie, so weit es nur irgend möglich, von Seiten der Regiminal- und Forstpolizeibehörden auch Unterstützung gefunden hat. Es sind namentlich in den letzten Jahren mehrere isolirt gelegene Waldparzellen und Vorsprünge ganz verschwunden und der Pflug zieht jetzt seine Furchen, wo sonst Eichenoberholz mit einem durch Diebstahl und Streurechen ganz herabgekommenen Unterholzbestand Raum und Nahrung gefunden hat.

Aber nicht überall im Oberamt nehmen die Waldungen einen so fruchtbaren, auch zur Landwirthschaft tauglichen Boden ein; er ist mehr auf denjenigen Hochebenen zu finden, welche der Liasformation angehören, sowie auf dem Mergel an den Abhängen der Keuperformation, den übrigens mit wenigen Ausnahmen der Fleiß des Weingärtners schon längst für seine Zwecke dienstbar gemacht hat. Auf dem Stubensand und auf dem zähen Thonmergelboden des Keupers verhält es sich anders, und wenn hier noch durch unverhältnißmäßige Anforderungen der Landwirthe auf Laubstreu die Bodenkraft geschwächt worden ist, wie es eine lange Zeit hindurch und noch vor wenigen Jahren fast überall im Bezirk der Fall war, so ist über die Eiche und Buche, die ursprünglich in der Gegend heimisch waren, der Stab gebrochen, und die genügsame Forche, an etwas besseren Stellen die Fichte, nehmen ihre Stellen ein. Daher kommt es, daß die Anzucht des Nadelholzes seit dem laufenden Jahrhundert auch in unserem Bezirk große Fortschritte gemacht hat und noch macht.

In Beziehung auf die herrschenden Holzarten ist zu bemerken, daß in der Gesellschaft der Eiche und Buche alle weiteren Laubholzarten vorkommen, welche in gemischten Mittelwaldungen sonst getroffen werden. Noch vor 10 Jahren hat auch das Pulverholz in herabgekommenen Waldbeständen, selbst auf dem besten Boden, ganze Flächen überzogen. Die Lerche erscheint in kleineren Horsten und einzelnen Exemplaren und verdankt ihre Entstehung hauptsächlich der Forstlehranstalt, welche unter Herzog Carl zu Hohenheim bestand. Neuerer Zeit wird sie neben der Schwarzforche wieder häufiger kultivirt.

Die Mittelwaldungen sind bei den Gemeinden überwiegend. Sie stehen meist in einem 30jährigen Umtrieb, das Oberholz ist aus sehr vielen Eichen, sodann aus Buchen und Birken gebildet, und das Unterholz aus denselben und aus weichen Laubholzarten. Sämmtliche Gemeindewaldungen sind vor etwa 10 Jahren unter Mitwirkung der Forstlehrer in Hohenheim beschrieben und taxirt worden, die Nachhaltigkeit der Nutzung wird meist durch eine bestimmte Schlagflächengröße controlirt

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 058. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_058.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)