Seite:OAStuttgartAmt 067.png

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Ankauf junger Farren bietet, und überdieß den Amtsangehörigen die (unentgeldliche) Benützung der dort aufgestellten Zuchtstiere gestattet.

Durch die Kreuzung dieses Simmenthaler Viehes mit den früher in dem Bezirke vorherrschenden Viehschlägen, namentlich mit dem gewöhnlichen rothen Landesschlage und dem selteneren Scheckenvieh, das noch von der zu den Zeiten des Herzogs Karl in Hohenheim aufgestellten Schweizerrace herrührt, in seiner Originalität aber sehr herabgekommen ist, hat sich nun der sogenannte Simmenthaler Bastardschlag gebildet, der sich immer mehr verbreitet und, durch die erneuerten Auffrischungen des Blutes veredelt, sowie durch schöne Formen ausgezeichnet, in der großen Zahl der vorhandenen schönen Exemplare die Fortschritte erkennen lässt, welche die Rindviehzucht des Bezirks seiner Einführung verdankt. Hauptsächlich zeichnen sich die Orte Echterdingen, Kemnath, Möhringen, Plieningen und Vaihingen durch schönes Simmenthaler Vieh aus, und man trifft daselbst manche Ställe, in denen dasselbe ganz rein gezüchtet sich vorfindet.

Durch vieljährige Erfahrung ist bestätigt, daß das Simmenthaler Vieh, ohne an Milchergiebigkeit den andern Stämmen nachzustehen, mit dem Vorzug der Schönheit und Gutartigkeit, die insbesondere bei den Zuchtstieren sich ausspricht, den der Körperschwere, der leichten Fütterungs- und Mastungsfähigkeit, und einer besonders rahmigen Milch verbinde, daher auch seiner Nachzüchtung überall im Bezirke angestrebt wird, wo die Einzelnen nicht durch ihre Verhältnisse auf kleineres Vieh angewiesen sind. Am häufigsten trifft man Rothschecken, sowie ganz rothe Thiere, welch letztere mit und ohne weiße Extremitäten die gesuchteren sind, und deren Nachzucht daher auch größere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Schwarzschecken oder starke Weißschecken sind nicht beliebt, noch weniger die ganz weißen oder schwarzen Thiere. Neben den hievor bezeichneten Viehstämmen finden sich in dem Bezirke auch Abkömmlinge von dem im Kloster Weil aufgestellt gewesenen Holländer-, sowie von dem kleinen Allgäuer-Stamme und in den Stuttgart näher gelegenen Orten Feuerbach, Gaisburg, Bothnang und Degerloch von dem sogen. Neckarviehschlage, welche jedoch meistens gleichfalls durch Kreuzung mit dem Simmenthaler Stamme veredelt sind.

In Kleinhohenheim wird in einer eigenen Maierei Rindviehzucht getrieben und die durch schöne Formen und Zeichnung ausgezeichnete Race, das Gurtenvieh (schwarz mit weißer breiter Binde rings um den Leib, aus dem Kanton Appenzell stammend), seit vielen Jahren rein fortgezüchtet. Das Produkt an Milch wird pachtweise an Händlerinnen gegeben, welche diese sehr beliebte Milch nach der Stadt bringen und verkaufen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 067. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_067.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)