Seite:OAStuttgartAmt 068.png

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Die entfernteren Orte verwenden den Überfluß an Milch zur Butterbereitung, den sie an den Markttagen in Stuttgart absetzen.

Käseproduktion findet in dem Bezirke außer in Hohenheim nur in Birkach und in der Floride bei Echterdingen statt. Der Hohenheimer Käs, halb fett, theils nach Schweizer theils nach Limburger Art bereitet, ist neben der süßen Hohenheimer Butter sehr gesucht.

Der Viehhandel im Bezirk steht im Verhältniß zu der Größe des Viehstandes und ist wesentlich aktiv. Weckherlin schlägt in der oben erwähnten Schrift den daraus jährlich für den Bezirk erwachsenden Gewinn auf ungefähr 50.000 fl. an.

Die Einfuhr von Vieh durch Auswärtige, meist israelitische Händler, welche früher in großer Ausdehnung aber des geringen Viehes wegen, zum Nachtheil der Rindviehzucht statthatte, hat zwar noch nicht ganz aufgehört, aber sich doch sehr bedeutend vermindert. Hauptsächlich zieht der Landwirth Vortheil aus dem Handel mit Stieren und Ochsen, die er entweder selbst aufzieht oder jung aufkauft, zur Arbeit verwendet, auffüttert und sodann bei gelegener Zeit wieder absetzt. Neben dem gewährt der Verkauf von Milchkälbern eine sehr bedeutende Einnahme. Die Metzger in Stuttgart und den nahe gelegenen größeren Städten und die herumziehenden Händler kaufen das Vieh in den Ställen auf. Sonst bewegt sich der Viehhandel des Bezirks auf den in einem Umkreise von 6 Stunden stattfindenden Viehmärkten. Nur auf den Märkten des Bezirks zu Echterdingen, Möhringen, Plieningen und Waldenbuch sollen nach Weckherlin im Jahr 1830 19.000, 7000, 8000 und 33.000 fl. umgesetzt worden seyn. Welche Summen gegenwärtig, wo der Verkehr eher zu- als abgenommen hat, umgesetzt werden, kann, nachdem die Viehurkunden aufgehoben sind, mit Sicherheit nicht mehr angegeben werden. Ein unmittelbarer Viehhandel mit dem Auslande findet nicht statt; es wird aber durch Vermittlung von auswärtigen Viehhändlern vieles Vieh aus dem Bezirke auf die Märkte nach Pforzheim und vieles Mastvieh nach Straßburg und in das Innere Frankreichs gebracht.

Die Verbindlichkeit zur Zuchtstierhaltung, die in mehreren Orten auf besonderen Gütern ruhte, ist mit Ausnahme von Echterdingen, wo die Staatsfinanzverwaltung, – von Ruith, wo das Pfarrwiddumgut, – und von Feuerbach, wo ein besonders gebildetes Farrengut die Verbindlichkeit hat und ein Abkommen bis jetzt nicht möglich war, von den Gemeinden übernommen und in allen Orten mit Ausnahme von Vaihingen, wo die Gemeinde die Selbstverwaltung besorgt, an Pächter hingegeben.

Eine von der Amtsversammlung gewählte, aus dem Thierarzt von Hohenheim und 2 Viehzüchtern des Bezirks bestehende Farrenschau nimmt periodische örtliche Visitationen vor und zeigt dem Oberamte die vorgefundenen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_068.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)