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und halten unter der Leitung des Oberamtsarztes von Zeit zu Zeit wissenschaftliche Zusammenkünfte, wofür sie Taggelder aus den Ortskassen beziehen. In jedem Gemeindebezirk sind eine oder mehrere Hebammen und ein Leichenschauer aufgestellt, welch letztere Stelle, da wo ein Wundarzt sich befindet, diesem übertragen ist. Thierärzte, in der Veterinär-Anstalt gebildet, befinden sich neuerlich in 7 Gemeinden. Früher waren die Orte des Bezirks theils der Kleemeisterei Grötzingen, theils der von Stuttgart zugetheilt, im Jahr 1836 wurde aber die Errichtung einer eigenen Kleemeisterei für den Oberamts-Bezirk beschlossen und ein Thierarzt in Möhringen zum Kleemeister gewählt. Für ihre Miteigenthumsansprüche an die Realitäten der Kleemeisterei in Grötzingen hat die Oberamtskorporation eine entsprechende Abfindungssumme im Vergleichswege erhalten und über ihre Ansprüche an das Kleemeisterei-Gebäude in Stuttgart ist noch ein Rechtsstreit mit der Stadt Stuttgart anhängig.

Die Beerdigungsplätze in der Umgebung des Kirchengebäudes (Kirchhöfe) sind mit Ausnahme des Orts Echterdingen sämmtlich verlassen und durch andere, außerhalb der Wohnorte errichtete, ersetzt worden.

Ein eigenes Krankenhaus befindet sich in dem Bezirke nicht. Es wird aber der Catharinenhospital in Stuttgart, von den Behörden zu Unterbringung kranker Amtsangehöriger und von den Letzteren selbst sehr häufig benützt; auch mit der vor einigen Jahren in Stuttgart errichteten Kinderheilanstalt (Olga-Stift) ist von der Amts-Versammlung eine Übereinkunft getroffen, wonach arme kranke Kinder des Bezirks darin unter billigen Bedingungen Aufnahme finden.

Das noch unbefriedigte Bedürfniß nach einem eigenen Lokale, in welchem Geisteskranke so lange, bis sie in den Staats-Anstalten aufgenommen werden, untergebracht werden können, hat sich in neuerer Zeit so fühlbar gemacht daß die Amtskorporation, von der auch die sämmtlichen Kosten zahlungsunfähiger Irren bestritten werden, den Beschluß zu Errichtung eines solchen Lokals gefaßt hat.


2. Sicherheitspolizeiliche Anstalten.

Das Oberamts-Gefängnißgebäude wird unter den Besitzungen der Oberamtspflege erwähnt werden. Stationsgefängnisse für die Gefangenen-Transporte befinden sich in Plieningen und Waldenbuch. Das erstere wurde im Jahr 1827 mit einem Aufwand von 2468 fl. erbaut, woran die Amtskorporation mit Vorbehalt gewisser Ansprüche auf das Gebäude 1745 fl. beigetragen und den Rest die Gemeinde Plieningen, die hiefür von der Staatsfinanzverwaltung einen jährlichen Miethzins von 25 fl. bezieht, bezahlt hat; das letztere steht im Eigenthum der Staatsfinanzverwaltung, welche dasselbe im Jahr 1834 in den ihr gehörigen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_091.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)