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Kirche dürfte von 1480–1500 gesetzt werden. An einem Pfeiler zwischen Chor und Schiff ist eine steinerne Figur, ein nacktes Christuskind mit einem Heiligenschein vorstellend, angebracht; die von Walker gefertigte Orgel erwarb die Gemeinde im Jahr 1837. Im Thurme hängen zwei Glocken, von denen die eine die Namen der 4 Evangelisten, die andere größere, welche im J. 1840 gegossen wurde, die Worte: Ich rufe nah und fern zum Lob des Herrn, zur Umschrift trägt. Die Unterhaltung der Kirche liegt der Stiftungspflege ob, deren Activvermögen im Jahre 1849 1060 fl. betrug und deren Deficit die Gemeindepflege deckt. Ein früherer Kirchhof ist 1839 eingegangen; der nördliche Theil desselben wurde zur Erweiterung der vorbeiführenden Straße geschlagen, und der südlich gelegene dient jetzt als Gemeindebaumschule. Der neue, ummauerte Begräbnißplatz ist im Jahr 1838 angelegt und liegt an einer freien Stelle außerhalb des Orts.

Das wohlerhaltene Pfarrhaus steht ganz nahe bei der Kirche auf der Stelle der ehemaligen Burg (s. unten), von der noch Wall und Graben ringsum sichtbar sind; über letzteren führt eine Brücke zu dem stillen Wohnsitze, von dem aus man eine schöne Aussicht auf die Alp genießt und dessen nächste Umgebungen noch überdieß sehr viel Malerisches haben. Die Unterhaltungskosten des Pfarrhauses hat der Staat zu tragen.

Ganz in der Nähe der Kirche steht das unter Herzog Karl erbaute und 1832 bedeutend verbesserte Schulhaus, das zugleich die Wohnung des Schulmeisters enthält. Die vermehrte Kinderzahl machte nöthig, im Jahr 1839 eine weitere Schule einzurichten, wozu ein 2stockiges Häuschen nächst der Kirche gekauft wurde. Alle Ausgaben für diese Schulen, an welchen ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Lehrgehilfe Unterricht ertheilen, bestreitet die Gemeindepflege. Es besteht auch eine Industrieschule, welche theils durch die Beiträge der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins, theils aus Gemeindemitteln unterhalten wird. Das alte Rathhaus liegt in der Mitte des Orts und befindet sich in gutem baulichen Zustand, deßgleichen das im Jahr 1843 erbaute Gemeindeback- und Dörrhaus. Eine Stiftung von 50 fl., wovon der Zins jährlich an Arme zu vertheilen ist, rührt von Adam Adam, einem hiesigen, ungemein verdienten Schultheißen 1763–88 († 1791) her.[1]

Die Einwohner sind im Allgemeinen unbemittelt, weil die Markung, welche im Mißverhältnisse zu der Bevölkerung steht, überdies, großentheils unergiebigen Boden hat, dem trotz aller Mühe und Anstrengung nicht so


  1. S. Beispiele des Guten 5. Aufl. Stuttg. 1821. II. S. 188. Der gegenwärtige Schultheiß, der gleichfalls den Namen Adam Adam führt, ist, wie es scheint, auch der Erbe der Eigenschaften desselben, und berufen, zu vollführen, was sein Vorfahr begonnen.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_127.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)