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Kl. Bebenhausen im Jahr 1360 als Zehentbesitzer vorkommt, lag eine kleine 1/2 Stunde südwestlich von Heumaden, gerade an der Stelle, wo die ehemalige Römerstraße über eine mäßige Einteichung führt, welche den Anfang des Auener Thälchens bildet. Der Ort ist beinahe spurlos verschwunden, nur hie und da kam man in früheren Zeiten noch auf Reste von Grundmauern, und ein Fußweg, der von da nach Heumaden führt, wird das Todtenwegle genannt, auf dem, nach der Sage, die Todten von Ow (Auen) nach Heumaden gebracht wurden. Zunächst der Stelle, wo der Weiler lag, ist ein mit einem Haag umfriedigtes Wiesenstück, von dem die Sage geht, dasselbe sei ein zum Ort gehöriger Garten gewesen. Eine dort entspringende, nie versiegende, klare Quelle wird der „Augustlesbrunnen“ und ein an ihm vorbeiführender Weg das „Augäßlein“ genannt. Mehrere Jahrhunderte bestund ein Streit über diese Markung zwischen Heumaden und Kemnath, welchem ein den 16. April 1832 zwischen beiden Orten errichteter Vergleich ein Ende machte; nach demselben wurden von der aus 3393/8 Morgen 40 Rth. bestehenden Ower Markung 2123/8 Mrg. 24,3 Rth. zu Heumaden geschlagen, dagegen folgende Theile, 127 Morgen 15,7 Ruthen groß, für immer mit allen Rechten an die Markung Kemnath abgetreten und zwar: Gewand Kurrenwäldlen, Stockenrein, soweit es über dem Bach, dem Haschberg zu, liegt, Haschberg mit den Gärtlesbrunnenäckern, Schwärtlenswiesen, untere Bruckenäcker und Spinnenhirn. Jetzt hat der frühere Bestand, der auf diese Weise abgetheilten ehemaligen Ower Markung noch in sofern Bedeutung, als auf derselben die Pfarrei Birkach den kleinen Zehenten bezieht.


Kaltenthal,
Gemeinde III. Kl. mit 513 Einw., wor. 4 Kathol. Pfarrfilial von Vaihingen. – Die Katholiken sind nach Stuttgart eingepfarrt.

Eine Stunde südwestlich von Stuttgart und 1/4 St. nordöstlich von Vaihingen im oberen engen Nesenbachthal (Kaltenthal), an der hier namhaft verbesserten Landstraße von Stuttgart nach Böblingen, liegt das freundliche mit reinlichen Ortsstraßen versehene Dorf Kaltenthal, welches in den Oberweiler, den Unterweiler und den Schloßberg zerfällt. Zu dem Unterweiler rechnet man die Wohnungen im Thal längs der Landstraße, zu dem Oberweiler die am südlichen Thalabhange und zu dem Schloßberg die stattliche Häusergruppe am nördlichen Thalabhange zunächst des Bergvorsprungs, auf dem einst die Burg Kaltenthal stand. Das Nesenbachthal zieht von seinem Beginne bis an die Stelle, wo die Heidenklinge in dasselbe eingeht, beinahe ganz nördlich und hat daher eine auffallend kältere Temperatur, als die weiter unten liegenden Thalgegenden.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_169.png&oldid=- (Version vom 28.5.2019)