Seite:OAStuttgartAmt 174.png

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verschwunden war. Beim Abtragen der Kellergewölbe fand man im Grund derselben mehrere alte Gefäße von seltener Form, die theils aus Thon, theils aus feinkörnigem Sandstein gefertigt waren. Diesseits des ehemaligen Burggrabens steht ein Bauernhaus (gegenwärtig im Besitz der Wittwe des Ludwig Berger), mit massivem Unterstock, vorstehendem, zum Theil verziertem Gesimse, rundbogigen Thüren, zwei Wappen und der Jahrzahl 1551, welches von Veit Schöner von Strubenhard erbaut wurde. An dem der Burg gegenüber gelegenen Thalabhange stand das in dem Landbuche von 1624 aufgeführte fürstl. Viehhaus, womit eine Maierei (genannt der herrschaftliche Viehhof) verbunden war, von welcher der Staat im Jahr 1827 Baulichkeiten nebst 20 Morgen Wiesen um 9500 fl. an einen Kaltenthaler Bürger verkaufte, 30 Morgen dagegen noch besitzt und in Pacht gibt.

Je mehr bald nach dem Übergange des Schloßguts in bürgerliche Hände sein Besitz sich vertheilte, um so unvereinbarer mit diesem neuen Verhältnisse erwies sich die auf dem Gute ruhende Befreiung von Gemeindelasten, und bei dem im J. 1837 gehaltenen Ruggerichte kam denn auch zwischen den Gemeindebehörden und den Schloßgutsbesitzern eine Übereinkunft zu Stande, durch welche unter Verzichtleistung der letzteren auf Exemtion von Gemeinde-, nicht aber auch von Amtsumlagen eine vollständige Vereinigung und Gleichstellung des Schloßguts mit dem übrigen bürgerlichen Besitzthum in der Gemeinde Kaltenthal erzielt wurde.

Kaltenthal hatte früher zwei Mühlen, von welchen die obere noch vor 60 Jahren an der Stelle des jetzigen Wirthshauses zur Krone stand, die untere (s. g. Eselsmühle) am s. g. Müllerwäldle am Ende der Ortsmarkung gegen Stuttgart hin schon früher einging.

Für den der Gemeinde früher zuständigen Viehtrieb in den herrschaftlichen Waldungen Wolfsberg und Pfaffenwald, wurde ihr i. J. 1834 durch Finanzmimsterialverfügung ein Bezirk zum unentgeldlichen Laubrechen angewiesen.

Gemeindenutzungen finden keine statt; dagegen haben die Besitzer der längst in viele Theile zerstückelten 2 Erblehenhöfe zusammen das Recht zum jährlichen unentgeldlichen Bezüge von 12 Klaftern Scheiterholz und 600 Wellen.


Kemnath,
Gemeinde III. Kl, mit 914 Einw. a. Kemnath, Pfarrd. 881 Einw., wor. 4 Kath. b. Stockhausen, W., 20 Einw., und c. Neumühle, 13 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Neuhausen eingepfarrt.

Das 2 Stunden südöstlich von Stuttgart gelegene Pfarrdorf Kemnath ist ziemlich regelmäßig gebaut, hat gut gekandelte, breite Straßen,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_174.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)