Seite:OAStuttgartAmt 217.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zeit. An Quellen ist die nächste Umgebung von Hohenheim ziemlich arm; diesem Mangel ist durch 3 künstliche Wasserleitungen abgeholfen, die zusammen 7694 Schritte lang sind. Durch die wichtigste derselben wird die sogen. Kuhwiesenquelle aus dem Klein-Hohenheimer Park 1/2 Stunde weit abwechselnd in hölzernen, bleiernen, eisernen und thönernen Röhren in das Ramsbachthal hinab und von da wieder aufwärts an Birkach vorüber, den in den Wirthschafts-Höfen befindlichen Brunnen zugeleitet. Eine zweite auf dem Mittelfeld des Karlshofs entspringende Quelle fließt theils in hölzernen, theils in thönernen Teicheln an der Garbe vorüber, um hauptsächlich den sog. Schafbrunnen unterhalb des Schlosses zu versorgen. Die dritte zugeleitete Quelle entspringt in der Nähe der Garbe, und gibt, nachdem sie den Brunnen dieser Wirthschaft mit Wasser versehen hat, das Übrige zu dem Wasser der zweiten Leitung. Außer den laufenden bestehen mehrere Pumpbrunnen, da man in nicht großer Tiefe Wasser erhält. Übrigens tritt in sehr heißen Sommern und in kalten, schneelosen Wintern zuweilen Wassermangel ein. Der sog. lange See in den ehemaligen Anlagen und ein ausgemauertes Bassin im botanischen Garten dienen theils zum Wässern der Wiesen, theils zum Löschen bei Feuersgefahr; auch befinden sich rechts an der Straße gegen die Garbe, gegenüber der exotischen Baumschule und oberhalb jeder der beiden Mühlen (s. u.) noch Wasservorrathsbehälter.

Die Güter liegen theils eben auf dem Filderplateau, theils an sanften Abhängen gegen das Körsch- und Ramsbachthal, theils in den Ebenen dieser Thäler. Die Abdachung derselben ist im Allgemeinen eine südliche und somit günstige; sie genießen natürlichen Schutz gegen die rauhen Nordwinde dadurch, daß die Hochfläche gegen Norden sich auf etwa 1 Stunde immer mehr erhebt und daß in dieser Richtung noch überdieß ein Gürtel von Waldungen hinzieht.

Der im Allgemeinen gute Boden der Güter ist sehr verschieden und läßt sich in 5 Arten abtheilen.

1) Ein sandiger Lehm mit meistens kaltem Untergrund; an mehreren Stellen ist der Sand sehr fein, so daß der Boden bei langer und starker Befeuchtung gerne zusammenschlämmt und im Frühjahr die Wärme nicht leicht eindringen kann. Der Stand der Saaten verspricht in dieser Zeit oft wenig, während sie sich später schnell erholen. 2) Der eigentliche Lehm und der milde Lehmboden, eine sehr schätzbare Bodenart, welche eine große Fläche des Guts einnimmt und thätiger und wärmer als die ersterwähnte ist. 3) Ein strenger Lehmboden, der ungefähr die gleiche Ausdehnung wie der mildere Lehmboden hat. 4) Ein gebundener thonreicher Boden, der nur auf der Formationsgrenze zwischen Lias und Keuper an den südlichen und östlichen Abhängen gegen das Körsch-

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_217.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)