Seite:OAStuttgartAmt 263.png

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in Jahrgängen, die mehr trocken als naß sind, sehr ergiebig ist. Von den gewöhnlichen Halmfrüchten werden hauptsächlich Dinkel und Haber gebaut und viel nach Außen verkauft; im Durchschnitt wird der Ertrag an Dinkel zu 7–8 Schfl., an Haber zu 6 Schfl. und an Gerste zu 4 Schfl. pr. Morgen angegeben. Von den Bracherzeugnissen sind besonders die Kartoffeln, die in großer Menge gebaut und auch auswärts verkauft werden, und der Hanf, der vorzüglich gedeiht und sehr gesucht ist, zu nennen. Die geringsten Ackerpreise sind pr. Morgen 100 fl., die mittleren 400 fl. und die höchsten 800 fl. Die 700 Morgen betragenden Wiesen liefern, obgleich nur ein kleiner Theil bewässert werden kann, doch einen so reichlichen Ertrag, daß noch ziemlich viel Futter, das seiner Güte wegen sehr beliebt ist, nach Außen verkauft werden kann. An einem südlichen Abhange gegen das Elsenthal liegen etwa 80 Morgen meist mit Silvanern, Elblingen, Gutedeln und Trollingern angepflanzte Weinberge, deren Erzeugniß, ein sogenannter Schiller, durchschnittlich um 22 fl. verkauft wird; die Preise eines Morgens Weinberg sind 400–600 fl.

Die sehr ausgedehnte Obstzucht beschäftigt sich mit den gewöhnlichen Mostsorten, etwas Tafelobst und ziemlich Zwetschen. Zwei Baumschulen, eine an der Straße nach Stuttgart und eine innerhalb Etters, liefern für den Ort und die Umgegend junge Stämme. Die Rindviehzucht hat sich durch Simmenthaler Farren verbessert und ist sehr ausgedehnt. Mit Vieh, namentlich mit Mastvieh wird einiger Handel getrieben; die Milch, welche die Kaltenthaler aufkaufen, kommt meist nach Stuttgart. Für die Farrenhaltung, welche der Gemeinde obliegt, ist ein eigenes Gebäude vorhanden. Schweinezucht wird sehr wenig getrieben; es werden nur Landschweine aufgekauft, gemästet und wieder verkauft. Gänse, Hühner und Enten werden ziemlich gezogen und nach Stuttgart abgesetzt.

Von Gewerben sind zu nennen die bereits oben berührten Baumwollenmanufacturen des Fabrikanten Merz und Seher, welche schon bei 60–70 Stühle und 130 Personen beschäftigten; 2 Kaufleute, eine Ziegelbrennerei, 2 Bierbrauereien und 5 Schildwirthschaften; die übrigen Gewerbe, mit Ausnahme einiger Schuster und Schneider, die nach Stuttgart arbeiten, dienen nur dem örtlichen Bedürfniß. Das Steinbrechen wird hier in’s Große getrieben, indem beinahe auf der ganzen Feldmarkung die Unterlage aus Liaskalk besteht, der in einer Tiefe von 12–15′ ansteht und mit großem Nutzen hauptsächlich zu Pflastersteinen abgebaut wird; die an Ort und Stelle als Würfel zugerichteten Steine werden als Handelsartikel sogar bis nach Mainz versendet. Auch wird Stubensand und Sand für Ipser und Maurer gegraben und (der Wagen zu 12 kr.) verkauft. Außer dem gewöhnlichen Lehm kommt auf der Markung auch

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_263.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)