Seite:OAUrach 096.png

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hörte, fuhr das Holz in dem Canal hinab, so daß in jeder Stunde 40 Klafter in das Thal an die Erms gefördert werden konnten. Ein großer Theil wurde übrigens immer auch zu Wagen an den Fluß gebracht.

Die Verflößung fand gewöhnlich im Frühjahre statt; zur Verstärkung des Floßwassers der Erms wurde der Seeburger See auf die bey Seeburg angezeigte Weise benutzt. In der Regel wurden jährlich bis ins Jahr 1739 ungefähr 4000 Klafter verflößt. Da man aber fand, daß die Waldungen diesen Ertrag in die Länge nicht mehr gewähren können, so wurde die Quantität auf 2000 bis 2500 Klafter herabgesetzt. Das Holz wurde größtentheils aus den Kronwaldungen genommen, manches wurde aber auch aus den Gemeinde- und Privat-Waldungen von der Finanz-Kammer, auf deren Rechnung die Anstalt bestand, gekauft. Im Jahr 1821 wurde die Flößerey aufgegeben, weil man keinen Vortheil mehr darin erkannte.

Über den Ursprung der Anstalt hat man verschiedene Nachrichten. Nach einer Mittheilung des K. Cameralamts Urach hat die Flößerey wegen des durch den dreyßigjährigen Krieg zu Stuttgart entstandenen Holzmangels im Jahr 1668 angefangen. Um diese Zeit war man jedoch mit der Floß-Einrichtung noch nicht bis Urach vorgerückt; denn im Jahr 1668 wurde das Holz zum Einwerfen nach Metzingen geführt. Erst im Jahr 1684 fing man an, von Urach aus zu flößen. Im Jahr 1680 wurde auch eine hölzerne Holzrutsche bey Urach eingerichtet; wahrscheinlich hatte jedoch schon früher eine ähnliche Einrichtung an dem „Rutschenberg“ hinter der Festung bestanden. Zu der neuen Einrichtung wurden 212 Eichstämme aus der Grafenecker Hut (jetzt sind die Eichen dort selten) beygeführt, und der Kostenaufwand für die Einrichtung betrug nach einem noch vorhandenen Verzeichniß, außer dem Holz, 1725 fl. Da die Einrichtung viele Erhaltungs-Kosten verursachte, so wurde an die Stelle der hölzernen Rutsche im Jahr 1730 eine zu Königsbronn gegossene eiserne gesetzt. Einige Jahre später 1746

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 096. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_096.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)