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das Seil brach, und der Unglückliche wurde am andern Morgen todt und zerschmettert auf den Felsen gefunden.[1]

Auch der berüchtigte Kanzler Enzlin saß lange Zeit als Gefangener auf der Festung, bis ihm endlich sein Urtheil gesprochen und er am 22. Nov. 1713 auf dem Markte zu Urach enthauptet wurde, nachdem vorher der von ihm verführte Commandant der Festung dasselbe Schicksal gehabt hatte.[2]


Die Grafen von Urach.

Auf der Burg Hohen-Urach saßen einst die Grafen von Urach, ein angesehenes Geschlecht, wovon noch in dem Hause Fürstenberg ein Zweig übrig ist. Schöpflin will zwar eine Burg Urach auf dem Schwarzwalde, wovon sich noch Überreste in der Gegend von Lenzkirch finden, zur Stammburg der Grafen machen, und ihm folgt theilweise Gerbert,[3] allein diese Meinung ist längst widerlegt, und sie widerlegt sich schon dadurch, daß jenes Urach erst durch die Zähringische Erbschaft an das Gräfliche Haus Urach gekommen ist.

Ohne Zweifel sind die Grafen von Urach und die Grafen von Achalm aus Einem Stamm entsprossen; denn nicht nur findet man die gleichen Vornamen, sondern auch die gleichen Besitzungen in beiden Häusern, wie denn z. B. die Grafen von Achalm sogar ihr Familien-Begräbniß zu Dettingen bey Urach hatten. Wann und wie aber der Stamm in die beiden Häuser sich getheilt habe, ist bis jetzt noch unaufgeklärt, wenn gleich neuere Schriftsteller darüber, als von einer bekannten Sache, sprechen. Der erste Graf von Urach, den man kennen lernt, heißt Egino, Egon – der gewöhnliche Name in dem Geschlechte. Er lebte in der Mitte des 11ten Jahrhunderts. Zu derselben Zeit lebten

  1. Eine schöne Lebensbeschreibung von Conz steht in Hausleutners Magazin, mehrere andere Biographien sind vorher erschienen.
  2. Eine actenmäßige Darstellung seines Prozesses findet sich in den Würtemb. Jahrbüchern, 1827 und 1828.
  3. Schöpflin Hist Zar. Bad. V. I. p. 200. Gerbert Hist. S. n. V. II. p. 11.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_127.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)