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32 fl., das Spital Reutlingen 67 fl., die Universität Tübingen 35 fl., der Fürst von Fürstenberg 14 fl. etc.

Metzingen hat eine sehr schöne und freundliche Lage an der fruchtbaren und obstreichen Ebene, vor der Mündung des Ermsthals. Der Ort selber ist einer der ansehnlichsten und nach Ehningen der größte Marktflecken des Landes. Er ist Sitz eines Unteramts-Arztes, eines Amts-Notars, eines Revier-Försters und seit 1807 einer Postverwaltung (ohne Stall), hat ein Rathhaus, ein Schulhaus, eine ansehnliche Pfarrkirche, eine Apotheke, 10 Schildwirthschaften, eine mechanische Wollspinnerey, eine Pulvermühle, eine Mahlmühle mit 8 Gängen, 2 Walkmühlen, eine Lohmühle, eine Schleifmühle, eine Sägemühle, 2 Gypsmühlen, eine Öhlmühle, eine Hanfreibe und eine Ziegelhütte. Die letztere steht einige hundert Schritte von dem Ort, links von der Straße nach Reutlingen. Die Pulvermühle, eine der ältesten des Landes, war früher eine herrschaftliche, 1822 ging sie in Privat-Eigenthum über.

Die Kirche zum h. Martin steht am südlichen Ende des Fleckens auf einer leichten Erhöhung. Sie ist mit einer sehr hohen und dicken, mit Schießscharten versehenen Ringmauer umgeben; nach den daran sich befindlichen Jahrzahlen wurde sie zu Anfang des 16ten Jahrhunderts neu erbaut. In der Sakristey befindet sich ein halb erloschenes Wandgemählde, das einen vor dem Kreuze knienden Ritter, mit dem Achalmischen Wappen darstellt, und einen Grafen von Achalm bedeuten soll; vermuthlich eine Wiederholung aus der ältern Kirche.

Die Bevölkerung hat allein in den letzten 12 Jahren um mehr als 600 Köpfe zugenommen. Die Einwohner zeichnen sich durch Fleiß und Betriebsamkeit aus. Es gibt verhältnißmäßig nicht viele Arme in dem Orte. Metzingen hat eine sehr ansehnliche, meist vorzügliche und gut gebaute Markung, worin sich Ackerbau, Wiesenbau, Obstzucht und Weinbau auf eine sehr glückliche Weise vereinigen. Die Wiesen werben größtentheils bewässert. Die Weinberge gehören zu den ergiebigsten des Landes, s. S. 69. Indeß reicht bey aller Ergiebigkeit des Bodens der Feldbau allein zur Ernährung

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_190.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)