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Der Gemeinde-Zustand hat sich in neueren Zeiten, unter der Leitung des gegenwärtigen Orts-Vorstehers, sehr gut gemacht. Nirgends in dem Oberamte hat die Wirksamkeit des Orts-Vorstehers ein weiteres Feld angewiesen erhalten, aber auch nirgends hat sie sich folgereicher gezeigt, als hier in dem bevölkerten Metzingen, sowohl in Beziehung auf den öffentlichen, als den Privat-Haushalt, s. S. 58. Die Gemeindepflege ist jetzt nicht nur ganz schuldenfrey, sondern sie hat noch ein beträchtliches Capital-Vermögen, daneben besitzt sie ein schönes Grundeigenthum in Allmanden, Waldungen etc., um dessen zweckmäßige Bewirthschaftung sich besonders auch der Bürger Caspar Bräuchlen sehr verdient gemacht hat.[1] Das jährliche Einkommen der Gemeindepflege, aus dem Gemeinde-Eigenthum, Schafweide und Pförch, Zehnten und Gefällen etc., ist dermalen zu 8061 fl. berechnet, worunter jedoch die Holzgaben im Betrag von ungefähr 2500 fl. nicht begriffen sind. Auch sind die Allmanden zum Theil den Bürgern gegen einen kleinen Zins zur Benutzung überlassen. An der Kirche steht ein Pfarrer mit einem Helfer. Von öffentlichen Anstalten befinden sich zu M. 3 Elementarschulen, eine Knaben- und eine Mädchenschule, je mit einem Schulmeister, und eine dritte gemeinschaftliche für angehende Schüler und Schülerinnen mit einem selbstständigen Provisor; eine Mädchen-Industrie-Schule im Nähen, Stricken etc., die seit 1824 besteht, und von der Central-Leitung des Wohlthätigkeits-Vereins jährlich mit 50 fl. unterstützt wird, ein Armenhaus für durchziehende Arme. Eine vereinigte Stifts- und Almosen-Pflege, welche ein jährliches Einkommen von 961 fl. aus Capitalien und Gülten hat, dient zur Unterstützung der Orts-Armen. Die Gemeindekasse schießt für den Zweck jährlich noch – 800 bis 900 fl. zu. Außerdem genießt jeder Bürger eine Holzgabe von 3/4 Klaftern und 3 Allmandtheile.

  1. Die Allmanden wurden neuerlich nicht nur mit mehreren tausend Obstbäumen, hauptsächlich Kirschbäumen, sondern auch mit einigen tausend Eichbäumen ausgesetzt. Im Jahr 1824 wurde auch eine Samen- und Pflanzschule von Eichen angelegt, aus der jetzt schon an 45.000 Setzlinge von 3 bis 10’ Höhe ausgenommen werden können.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_192.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)