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Erms um’s Jahr 1747, wie vorn zu sehen ist, bis in die Nähe von Seeburg hinaufgerückt worden war, wurde der See, der zu dem Ende vorher angeschwellt wurde, zur Verstärkung des hier noch schwachen Floßwassers der Erms benutzt. Im Jahre 1763, wenn nicht schon 1758, wurde er ganz trocken gelegt, und der Seegrund (26 Morgen) als Wiesengrund stückweise von der Rentkammer an die Einwohner von Seeburg verkauft. Die Benutzung des See’s und des Canals zur Flößerey wurde jedoch beybehalten und den Käufern die Bedingung gemacht, daß sie das Anschwellen des See’s während der Floßzeit sich gefallen lassen müssen. So konnte dann auch in diesem See alljährlich geschifft, gefischt und geheut werden. Zur Zeit, wenn der See angelassen wurde, breitete er sich von Berg zu Berg weit in dem Thal hinauf aus. Nachdem der Holzstoß im Jahr 1821 aufgehoben worden war und man den See und Canal nicht mehr nöthig hatte, entstand ein Streit über die Erhaltung des letzteren zwischen der Finanzkammer und der Gemeinde, dessen Entscheidung noch zu erwarten ist. Der Ort S. würde, wenn man den Canal zerfallen ließe, sehr Noth leiden.

Der Thäler von Seeburg, des Erms-Ursprungs und der mineralogischen Merkwürdigkeiten, so wie der Seeburger Steige ist schon in der I. Abtheil näher gedacht. Von der Fischburg, die einmal in dem Fischburgthal gestanden haben soll, findet man jetzt keine Spur mehr. Eine Felsenecke am Ende des Wittlinger Hardts wird noch im engern Sinn die Fischburg genannt. Es ist jedoch zu bezweifeln, ob die Burg hier gestanden habe, vielmehr scheint es, daß sie, wenn anders eine solche überhaupt vorhanden war, weiterhin auf dem s. g. Capuziner-Felsen, einem auf der Seite von Gruorn vorstehenden Felsen, ungefähr 3/4 St. von Seeburg, ihre Stelle gehabt habe. Dort findet man wenigstens noch auf der Spitze des Felsen Spuren von Gemäuer und einem Graben. Vielleicht hatte sich später in den Resten der Burg ein Waldbruder angesiedelt und dadurch zu der Benennung Capuziner-Berg Veranlassung gegeben.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_209.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)