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dem übrigen Volke. In manchen Orten will man übrigens bemerken, daß der Gemüthszustand etwas gedrückt und der Charakter mehr niederhaltend als offen sey. Eigenthümliches s. bei Breuningsweiler, Hahnweiler, Hegnach, Hochberg und Neckarrems.

Die Nahrung der Landleute ist den bescheidenen Vermögensverhältnissen angemessen. Die Ärmeren genießen Sommers am Morgen gewöhnlich keine Suppe, sondern essen, wie auch Nachts, abgenommene Milch mit Brod oder Erdbirnen, Winters Erdbirnen mit Milch. Nur Sonntags, und auch da nicht immer, kommt Fleisch auf den Tisch. Auch das Obst, frisch und getrocknet, bildet eine Hauptnahrung. In reicheren Häusern Morgens und Abends Suppe; Mittags kein Fleisch in der Woche, sondern Mehlspeisen, zum Theil mit Salat; Winters Erdbirnen, Linsen, Erbsen, Zwetschgen mit Knöpflen und zweimal wöchentlich Kraut, wozu Sonntags Schweinfleisch. Sommers ist die Sonntagsspeise Nudeln mit Fleisch, oder Reis. In der Ernte ein- oder einigemale gebackene Weckenschnitten. Das Getränke besteht in Obstmost, der namentlich in den „Berglen“ nicht fehlen darf, indeß in und um Winnenden der Weingärtner den Druck seines Weinerzeugnisses selbst einkellert und genießt. Kaffee, auch nur an Sonntagen, wird bloß in sehr wenigen Häusern getrunken, wohl aber häufig bei Krankheiten und Taufen.

Die Kleidung verliert mehr und mehr ihre Eigenthümlichkeiten. Nach Memorabilien des Herrn Rektors Wolff, vormals Pfarrers in Beinstein, „saß noch bis 1820 der Gemeinderath mit Mantel und Schmerkappe auf dem Rathhaus und lüpfte die letztere, wenn ein Befehl vom Landesherrn verlesen wurde. Bis vor 30–35 Jahren waren diese Mäntel bei Confirmanden und Abendmahlsgästen gebräuchlich, und jeder Vater, der eine Taufe anzuzeigen hatte, erschien in solchem bei dem Pfarrer. Sie waren theuer und erforderten 7–8 Ellen Zeug. Bis ebendahin trug man am Werktag Zwilchkittel und Sonntags

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0039.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)