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Hahnweiler – hin und wieder, aber unrichtig, auch Hanweiler – liegt in einer Mulde, etwas unter der Mitte des Trombachs, 2 Stunden, nordöstlich von Waiblingen. Nach Winnenden führt eine Vicinalstraße; der nähere Weg nach Waiblingen geht über Korb.

Das Dorf gehört zum Forstamt Reichenberg und zum Hofkameralamt Winnenden, welches den Weinzehenten und 5 Eimer 53/4 Maß Bodenwein sammt der Kelter auf mehrere Jahre an die Gemeinde um Geld verpachtet hat und auch statt der übrigen Zehenten Surrogatgelder erhebt. Wegen des Zehentrechtes hat dasselbe jährlich 60 fl. für die Faselviehhaltung an die Gemeinde zu entrichten. Die Frohnen und übrigen Grundlasten hat diese mit einem Capital von 759 fl. 14 kr. der königl. Hofdomainenkammer abgekauft.

Das Dörfchen bildet eine am Berge sich hinziehende Gasse, ist freundlich, sieht ziemlich gut aus und ist gegen den Wind von allen Seiten geschützt. Außer 3 Pumpbrunnen liefert ein großer, auf den Linsenwiesen entspringender laufender Brunnen, beständig reichlich fließendes Wasser. Unter den 49 Haupt- und 30 Neben-Gebäuden ist nur Ein öffentliches: das vereinigte, 1848 neugebaute Rath- und Schul-Haus. Der Hahnweiler soll, im Gegensatze zu seinen Nachbarn, langsamer, schweigsamer Natur, für Cultur nicht leicht zugänglich, abergläubisch und auf seinen Nutzen allzusehr bedacht seyn. Gewiß ist, daß sich kein eigentlich Armer unter ihnen findet. Nur Einen hervorstehenden Fehler will man bei den Männern finden: die Liebe zu ihrem vortrefflichen Wein. Der von älteren Zeiten sich herschreibenden Sitte, wonach viele Bürger etwas von ihrem Wein in ihre Keller gelegt und ihn im Winter gesellschaftsweise versorgt haben sollen, scheint die neuere Zeit ein Ende gemacht zu haben.

Da die Markung, die kleinste von allen der Gemeinden, nur 1042/8 Morgen, 97/8 Morgen Gärten, 295/8 Morgen Acker, 252/8 Morgen Wiesen, 394/8 Morgen Weinberg begreift, und nur 1/3 Morgen auf einen Kopf kommt, so wird es der Gemeinde im Allgemeinen schwer, sich zu ernähren; nichts desto weniger ist der Vermögensstand der Einzelnen mittelmäßig gut. Einerseits wandern seit Jahren Viele aus, andererseits erwerben die Meisten Güter auf fremder Markung. Zur Erntezeit ziehen Viele als Schnitter in das Unterland; auch arbeiten alle Bürger zugleich als Taglöhner. Der Ort hat die wenigsten unehelichen Geburten (s. S. 36). Haupterwerbszweige sind Weinbau und Obstzucht. Alle Äcker werden willkürlich gebaut. An Getreidefrüchten werden Dinkel, Einkorn und Sommerweizen, der am Vorzüglichsten geräth, hauptsächlich

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0146.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)