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Die Gemeinde ist dem Forstamt Reichenberg und dem Cameralamt Waiblingen zugetheilt. Letzteres bezieht noch alle Zehenten und andere Grundgefälle und erhebt jährlich für den großen Zehnten 156 Sch. Frucht nach Rauhem, 88 fl. für den kleinen, 14 fl. für den Heu-, 45 fl. für den Wein- und 27 fl. 38 kr. für den Noval-Zehenten, sowie 11 fl. Surrogatgelder, 83 Sch. 5 S. Frucht an Lehengefällen, 2 Sch. Landacht und 19 fl. 12 kr. für Bodenwein. Übrigens sind die sogenannten Hof- und Lehen-Güter zehentfrei.

Hegnach liegt an einem nordöstlichen Abhang, nordwestlich 1 Stunde von Waiblingen und stößt im untern Theile fast an die Rems. Im obern Theile des Dorfes führt die gute Vicinalstraße von Ludwigsburg nach Waiblingen vorüber. Weniger gut ist der Weg, welcher Öffingen mit Hegnach verbindet. Zwischen hier und Hohenacker besteht eine Schifferanstalt über die Rems. Der Sage nach bestand der Ort früher aus einigen Höfen, zu denen von der kaum erwähnten Straße ein Weg zwischen Hecken führte. Nun soll es, um auf jene Höfe zu weisen, geheißen haben: „dem Haag“ oder „der Hecke nach,“ woraus der Ortsname entstanden sey. Das Dorf bietet von der Ferne aus einen hübschen Anblick, besonders im Frühling, wo die blühenden Obstbäume wie ein Wald zwischen den Häusern hervorragen. Es hat keinen Wassermangel und Brunnen genug.

Hegnach zählt 81 Haupt- und 31 Neben-Gebäude. Die Kirche, in der Mitte des Ortes, jedoch seitwärts etwas abgesondert gelegen, ist ziemlich alt, bietet aber nichts Besonderes dar. Als Eigenthum der Gemeinde ist sie von den örtlichen Kassen zu erhalten. Nicht weit davon liegt der Begräbnißplatz. Zunächst der Kirche steht das vom Kirchenrath her durch den Staat zu erhaltende Pfarrhaus und das Schulhaus, welches die Ortskassen 1847 mit einem Staatsbeitrage von 700 fl. erbaut haben. Außerdem ist noch das sogenannte Jägerhaus zu erwähnen, welches zu den angenehmsten Punkten des Landes gehört und fast nach allen Richtungen hin eine freie Aussicht auf eine Entfernung bis zu 6 Stunden gewährt. Erwähnenswerth sind auch die jetzt vertheilten 3 ehemaligen Lehenhöfe, auch Schafhöfe genannt, deren Eigenthümer verschiedene Holz- und Weid-Gerechtsame in Staatswaldungen haben und für das Landgefährt jährlich 115 fl. vom Staat beziehen. Die Hauptnahrungsquellen sind Feld- und Obst-Bau; einige Einwohner sind sehr begütert, und auch die Andern finden ihr Auskommen. Sie, und namentlich die Vermöglicheren, leben auffallend kärglicher, als die der benachbarten Orte, und man sagt ihnen nach, die Müller müssen einen besondern Beutel

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0149.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)