Seite:OAWeinsberg 142.png

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etlich und 80 Kirchenstaffeln an einem Absatz derselben, über welchen allein eine Anfahrt vom Cameralamtsgebäude her möglich ist.

Auf gleichem Niveau mit ihr und nur durch die gedachte Anfahrt getrennt, hinten ebenfalls von der westl. Stadtmauer gedeckt, liegt die Collaboratur-Schule, abgebrannt 1707, im Jahr 1770 als baulos abgebrochen und neuerbaut. Sie gehört zu den städtischen Gebäuden und wird von der Stiftungspflege erhalten. Das Lehrzimmer wurde erst in den 1840er Jahren zu ebener Erde eingerichtet, da früher der Collaborator von 1797 an auch deutscher Knabenlehrer war.

Über vorgedachten beiden Gebäuden, hinten gleichfalls von der Stadtmauer gedeckt, vorn von den Kirchenstaffeln begränzt, steht die Wohnung des Mädchenschulmeisters, städtisches Gebäude, in dessen unteren steinernen Stock früher die Collaboratur-, später Realschule, und jetzt die deutsche Elementarschule placirt ist. Der ledige Elementarlehrer wohnt auf Kosten der Gemeinde in einem Privathause.

Hinter dieser Mädchenschulmeisterswohnung ist seit 1807/8 auf der Höhe des vorm. Kirchhofes und Kirchplatzes, westlich auf der alten Stadtmauer ruhend, östlich gegen den freien Kirchplatz schauend, die nur einstockige Mädchenschule erbaut. Über ihr, in der Mansarde, ist das Lehrzimmer des deutschen Unterlehrers, für welchen hier auch gegenüber ein Wohnzimmer eingerichtet ist.

Für die deutsche Knabenschule, sowie für den Knabenschulmeister besteht bis jetzt kein eigenes städtisches Gebäude. Sie sind auf Kosten der Gemeinde in einem Privathause eingemiethet.

Das 1707 abgebrannte Rathhaus wurde in den folgenden Jahren auf der östl. Seite des um den Platz des abgebrannten Diaconathauses etc. vergrößerten Marktes mit Thürmchen, Glocke und Uhr neuerbaut und besteht aus 2 Stockwerken, von denen das obere einen sehr geräumigen Saal, die Kanzlei und Registraturzimmer, das untere ein Musikzimmer, ein Gefängniß, einen geräumigen Öhrn zu Aufbewahrung von Löschgeräthschaften und ein Zimmer zu Aufbewahrung von Markt- und anderen Utensilien enthält. Unten ist eine Remise für die Feuerspritzen u. dgl. angebaut. Unter der hohen Frontstaffel ist ein mit einem eisernen Thor verschlossenes, offenes Gewölbe, in welches früherer Zeit Felddiebe etc. zum allgemeinen Anblick eingeschlossen wurden, was natürlich in neuerer Zeit abgieng.

Das alte, in der unteren Gasse am ehemaligen unteren Thor stehende Spitalgebäude, erkennbar an zwei Bogenthüren in dem massiven alten Gemäuer, wurde, wie oben bemerkt, im Jahr 1799 von der Stadt an Privaten verkauft und dagegen ein im Jahr 1828 mit Hofraum und Baumgarten erkauftes, um ein Stockwerk erhöhtes

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)