Seite:OAWeinsberg 257.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Höslinsülz,


Gemeinde III. Cl. 391 Einwohner, worunter 7 Katholiken, welche nach Affaltrach eingepfarrt sind, während die evang. Gemeinde Filial von Löwenstein ist.

Der Ort liegt 21/4 Stunden (geom.) südöstlich von der Oberamtsstadt, gegen 3/4 Stunden vom Mutterort Löwenstein entfernt, am Fuß der Ausläufer des das Weinsberger Thal in Süd-Westen umgränzenden waldigen Höhenzugs, 1/8 Stunde von der durch dieses Thal nach Löwenstein führenden und eben hier zum Erstenmale bergansteigenden Land- und Poststraße seitabwärts, und durch ein gutes Vicinalsträßchen mit dieser verbunden. In Westen durch die Wand der gedachten waldigen Abhänge geschützt, gegen Osten und Süd-Osten offen, dehnt er sich über einem unbedeutenden, bei Willsbach in die Sulm ausmündenden Bächlein mit einer gedoppelten, ziemlich ansehnlichen, gut erhaltenen ländlichen Häuserreihe, mit vorherrschendem Holzbau auf steinernen Sockeln, in die Länge.

Ziemlich in der Mitte steht das kleine, im Jahr 1846 erweiterte Schulhaus für etliche und 80 Kinder beiderlei Geschlechts, mit der Wohnung des Lehrers zu ebener Erde und mit Uhr, Glocke und Thürmchen auf dem First. Im Schulzimmer hält der Schulmeister an den Sonntagen Nachmittags eine Betstunde für die Filialgemeinde.

Das Rathhaus ist am oberen Ende des Dorfes in einem von der Gemeinde 1847 erkauften und freundlich eingerichteten Lokale, in dessen unterem steinernem Stocke das heizbare Ortsgefängniß ist.

Eine Kelter mit 3 Bäumen, früher dem Staate gehörig und im Jahr 1834 käuflich von der Gemeinde übernommen, steht am nördlichen Eingang des Dorfes mit einem freien Vorplatze.

Ein einstockiges Armenhaus, renovirt, steht im untern Theil des Dorfes unweit der Kelter an der Ortsstraße, beherbergt aber derzeit keine Arme und ist gegen Hauszins vermiethet.

Gutes Trinkwasser liefern gegen 10 Privat-Pumpbrunnen, aber kein öffentlicher. Die Gegend ist sehr wasserreich und man findet überall, auch außerhalb des Orts, Quellen. Für Feuersgefahr ist an dem vorüberfließenden Bächlein außerhalb des Orts eine Stellfalle. Ein Weiher außerhalb des Orts ist eingegangen. Das durch den Thaleinschnitt fließende Bächlein, ohne besondern Namen, beherbergt keine Fische, aber Krebse.

Die klimatischen Verhältnisse sind minder günstig. Dieser Ungunst wird das hier häufigere Vorkommen des Cretinismus

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_257.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)