Seite:OAWeinsberg 284.png

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die 3 Kirchenglocken, welche früher auf dem 8eckigen, obenberührten Mauerthurme des Schlosses hiengen. Die größte davon trägt die Jahrszahl 1688 und die Namen F. v. W. (Weiler). J. K. v. G. (Gemmingen). F. v. G. (deßgl. Condom. Herrn). Die Inschrift der mittleren ist nicht mehr zu entziffern. An der kleinen steht: J. G. Rittmann, Pfarrer. D. A. J. L. Lösch, von Moospach, 1748. Das Licht erhält die verhältnißmäßig kleine Kirche, da die Rückwand an den Schloßfelsen anlehnt, zunächst nur durch zwei lange Fenster von der Süd- und sehr spärlich durch ein einziges rundes Fenster von der Westseite, wo auch das rundbogige Portal ist. Eine in Marmor halb erhaben ausgearbeitete Darstellung des Seelenkampfes Jesu in Gethsemane war auf dem Altar aufgestellt und wird restaurirt werden. Die nach Obigem strittige Baulast ist noch jetzt im Proceß.

Der Gottesacker für die ganze Kirchengemeinde ist 1/4 Stunde von der Kirche entfernt auf einer freien Anhöhe bei dem Weiler Busch, rund umgeben von Ackerfeldern, mit einer ziemlich niedrigen Mauer umschlossen. Die Baulast ist Sache der Gemeinde mit Neuhütten.

Das alte Pfarrhaus stand auf der östlichen Seite der Kirche, wurde aber als verfallen im J. 1814 verkauft und ein neues im J. 1820 von den Vacaturgefällen gebaut. Dieses neuerbaute Pfarrhaus liegt am nördlichen Eingange des Pfarrweilers tief unter dem Schloßfelsen und sogar unter dem obenberührten felsigen Fahrweg, in seiner Ostseite auf der alten Stadtmauer ruhend, mit einer reizenden Aussicht in das von seiner Grundmauer schroff hinabfallende Wiesenthal der Brettach, auf das tief unten liegende Dorf Brettach und auf die gegenüber ansteigenden Höhen von Gleichen. Die Baulast liegt der unvermöglichen Stiftungspflege ob.

An der südlichen Biegung des Berges liegt gleichfalls auf dem Grunde der alten Stadtmauer das im J. 1825 auf Gemeindekosten erbaute Schulhaus mit zwei langen, durch eine Wand geschiedenen Lehrzimmern zu ebener Erde und der Wohnung des Lehrers und Lehrgehilfen im oberen Stocke. Wegen stark vermehrter Kinderzahl mußte im J. 1853 eine dritte Schule errichtet werden, für welche, so wie für den dabei angestellten Unterlehrer, zuerst ein Lokal im alten Schlosse gemiethet wurde. Jetzt ist in Folge des revid. Schulgesetzes das Provisorat aufgehoben, dagegen der Unterlehrer mit Abth.-Unterricht neben dem Schulmeister beibehalten. Das gemiethete dritte Lokal ist damit wieder eingegangen.

Das 3. größere, hinten ebenfalls auf der alten Stadtmauer ruhende

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_284.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)