Seite:OAWeinsberg 330.png

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Hinter der Kirche hervor, über die abgetragene Umgebungsmauer des vormaligen Kirchhofs, blickt freundlich auf die Landstraße herüber das am jenseitigen Fuße der kleinen Anhöhe gelegene Pfarrhaus, mit einem durch ein Thor verschlossenen gepflasterten Vorhof, in welchem ein Maulbeerbaum die Thüre hütet und beschattet. Die Baulast hat die Staatsverwaltung Namens des Kirchenguts.

Weiter aufwärts, nordöstlich von der Kirche, hart an der Straße, steht das ziemlich große Schul- und Rathhaus, in welchem unten Rathszimmer, Registratur, Gefängniß, oben mit eigenem Eingange das geräumige helle Lehrzimmer und die Wohngelasse des Schulmeisters sind. Die Baulast hat die Gemeinde allein.

Auf einem freien Wiesengrunde, rechts von der Staatsstraße, zunächst am Eingange des Dorfes und der von der Staatsstraße nach Rappach führenden Vicinalstraße, steht die im Jahr 1852 vom Sturme eingestürzte, in verbesserter Gestalt wieder aufgeführte Dorfkelter mit zwei Bäumen. Eine zweite alte Kelter, Eigenthum der Gemeinde, steht auf Siebeneicher Markung, westlich vom Ort, am sogen. Hahnenberg und hat zwei Bäume.

Ein Gemeindebackhaus ist nicht vorhanden, aber ein Brech- und Armenhaus.

Außer zwei stattlichen Schildwirthschaften und zwei Specerei-Krämereien, sind nur die für ländliche Bedürfnisse nöthigsten Gewerbe vorhanden.

Ziemlich gutes Trinkwasser liefern keine öffentliche laufende, aber 19 Privatpumpbrunnen. Auch außerhalb des Ortes finden sich zwei sehr starke Quellen. Zum Viehtränken und für Feuersgefahr wird auch der oft unbedeutende Schwabbach benützt.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, wohlgewachsene, kräftige Leute, fleißig, sparsam, geordnet und kirchlich. Auch hier, an der Gränze zwischen Schwaben und Franken, ist der Volkscharakter in Sitte, Lebensweise, Tracht und Sprache dem Hohenlohischen noch ähnlicher. Da die Haupterwerbsquellen in Ackerbau und Viehzucht bestehen und der Weinbau sehr untergeordnet ist, so zählt der Ort zu den vermöglicheren des Bezirks, wo sehr wenig ganz Arme zu finden sind.

Die 1303 Morgen große Markung enthält 22 Morg. Gärten und Länder, 893 Morg. Äcker, 159 Morg. zweimähdige und 24 Morg. einmähdige Wiesen, nur 96 Morg. Weinberge, von welch letzteren noch 13 Morgen zu anderen Culturen verwendet werden, 6 Morg. Laubwald, 47 Morg. Weiden und Öden. Davon gehören

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_330.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)