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Erscheinungen, besonders in den kühleren Jahreszeiten. Das hitzige Gliederweh (Rheumatismus acutus) befällt besonders gerne jüngere Leute, und war vom Herbst 1858 bis Frühjahr 1859 ungewöhnlich häufig; es legt öfters den Grund zu Herzkrankheiten. Sehr zahlreich sind die Fälle von intermittirenden rheumatischen Kopf- und Gesichtsschmerzen, welche gewöhnlich bloß die eine Hälfte befallen (Rheumatalgieen, Hemigrania et Hemiprosopalgia intermittens, Neuralgia orbitalis intermittens).

Die Gicht erscheint häufig, und zwar einestheils bei Personen, welche recht gut leben und keine angemessene Bewegung haben, anderntheils bei solchen, welche bei mangelhafter Bekleidung sich viel den Unbilden der Witterung aussetzen müssen.

Scorbutische Krankheiten sind selten. Die Bleichsucht befällt oft junge Mädchen zur Zeit der Pubertätsentwicklung. Scrophelkrankheit ist nicht besonders häufig, Rhachitis beinahe selten zu nennen. Wassersuchten sind gewöhnlich die Folgen von chronischen Herz-, Lungen- und Leberkrankheiten, deren letztes Stadium sie zu bezeichnen pflegen. Krebsartige Übel kommen nicht viele vor.

Die Syphilis, welche in früheren Zeiten fast ganz unbekannt war, hat seit etwa 30 Jahren, besonders aber vom Jahr 1848 an, sich mehr verbreitet, doch ist sie keine allgemeine Krankheit geworden, und hat in den letzten 3–4 Jahren wieder merklich abgenommen.

Von Selbstmord sind in den 10 Jahren 1848/58 28 Fälle vorgekommen, von welchen auf das Jahr 1851/52 4 und auf 1852/53 7, auf die übrigen Jahre je 1–3 Fälle kamen.

Was die Krankheiten der Hausthiere betrifft, so sind im Laufe dieses Jahrhunderts kaum ein paar Fälle von erwiesen wüthenden Hunden vorgekommen, und es ist in keinem Falle die Wasserscheu auf Menschen übertragen worden.

Die Lungenseuche erscheint sporadisch unter dem Rindvieh fast jedes Jahr, aber in den Jahren 1854–56 gewann sie eine epizootische Verbreitung.

Die Maul- und Klauen-Seuche herrschte im Herbst 1855 als Epizootie unter dem Rindvieh. Bei den Schafen kommt das Klauenweh beinahe jedes Jahr vor.

Im Sommer 1857 wüthete unter den Schweinen der Milzbrand als verderbliche Epizootie.

Die Schafraude macht dem Oberamtsthierarzt jedes Jahr bedeutend zu schaffen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 066. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)