Seite:OberamtCalw 155.jpg

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wenigen Ausnahmen das sogen. Verfangenschaftsrecht (Reyscher 616. 620, Wächter Würt. Privatrecht 1, 201).

In der zweiten großen Kirchenordnung, vom 30. Apr. 1582, wurde Calw zu einem der vier württembergischen Landphysikate bestimmt; der je dem Arzte beigegebene Apotheker war von Frohnen, Wachen und Pflegämtern befreit und ihm neben „seinen Materialien und Simplicien“ auch Spezereien feil zu haben gestattet.

Was die hiesige Parochialkirche zu St. Peter und Paul betrifft, so erscheint an derselben im J. 1275 u. ff. Fridericus decanus in Calwe (Mone Zeitschr. 3, 222), im J. 1318 Otto von Eberstein als ihr Rektor (eb. 5, 464). Der Kirchensatz war ursprünglich gräflich calwisch, nach dem Anfang des 14. Jahrhunderts jedenfalls württembergisch. Im J. 1342 verkaufte ihn der Graf Ulrich von Württemberg an das Kloster Hirschau. Diesem incorporirte die Kirche den 23. Sept. 1347 Pabst Clemens VI. Ein Streit des Klosters mit der Stadt und Pfarrei Calw wurde 1452 durch den Vogt von Neuenbürg, den Probst in Sindelfingen etc. dahin beigelegt, daß der Abt auf die erlangte päbstliche Bulle, welche ihm eine Pfründe zusprach, verzichtete, der Pfarrer aber für beständig einen „Helfer oder Miethling“ zu halten versprach; statt des Lämmer- und Kitzenzehnten sollten von jedem Stück 1 Heller gegeben werden und hievon der Heilige 2/3, der Pfarrer aber 1/3 bekommen. Am 26. Jan. 1329 errichteten Schultheiß, Burgermeister, Richter mit den Procuratoren der Parochialkirche und der Marienkapelle in Calw die Pfründe des Altars des heil. Nicolaus und der heil. Catharina, welche sie mit von Schwigger dem Stadelherrn von Waldeck erkauften Gütern ausstatteten; hiezu gaben ihre Zustimmung Graf Ulrich von Württemberg als Patron der Kirche, Graf Otto von Eberstein als Kirchherr und Graf Heinrich genannt Wilhelm von Tübingen (dominus temporalis loci). Im J. 1329 stifteten Konrad genannt der Waldvogt von Waldeck und seine Gattin Adelheid auf dem Heiligkreuzaltar in der Parochialkirche eine Meßpfründe und statteten sie aus mit Haus, Scheuer und Garten in Calw, mit Gütern in Gechingen, Hengstett, Münklingen, Nufringen etc.; diese Stiftung bestätigte im Jahr 1330 der Bischof Walram von Speier (Crusius Ann. Suev. 3, 224). Im Jahr 1334 dotirten Trutwin von Hengstett und seine Gattin den St. Georgsaltar (ib. 3, 228). In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts werden hier erwähnt: eine Leutpriesterstelle, eine Caplanei in der Kapelle der heil. Maria, Pfründen des Altars der heil. Maria im Chor, der Altäre des heil. Georgs, heil. Michaels und heil. Johannes des Evangelisten (Würdtwein Subsid. 10, 338).

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)