Seite:OberamtCalw 194.jpg

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Das hinter der Kirche gelegene, 1609 erbaute Pfarrhaus bildet mit seinen Nebengebäuden, Gärten und ummauertem Hofraum einen wohlgeschlossenen Pfarrhof. Die Unterhaltung desselben hat der Staat.

Das im Jahr 1850 namhaft verbesserte, ansehnliche Schulhaus steht an der Hauptstraße und lehnt sich im Rücken an die Kirchhofmauer an; es enthält neben 2 geräumigen Schulzimmern die Wohnungen des Schulmeisters und des Unterlehrers. Auch besteht eine Industrieschule.

Das schon alte, im Jahr 1855 erneuerte Rathhaus ist geräumig und befindet sich in gutem Zustande. Ein Gemeindewaschhaus ist vorhanden und ein Schafhaus steht außerhalb des Orts.

Der Ort hat Überfluß an gutem Quellwasser, welches zwei reichlich laufende und 14 Pumpbrunnen liefern; das Abwasser der Brunnen, mit dem ein Theil der Wiesen bewässert wird, bildet einen Bach, der weiter unten den Namen Ziegelbach erhält. Eine Wette, der Rest des früher um die Kirche gelaufenen Wassergrabens, besteht; sie wird von einer Quelle gespeist, welche in dem Keller eines auf dem ehemaligen Kirchengraben stehenden Gebäudes entspringt. Auch außerhalb des Orts befinden sich auf der Markung mehrere Quellen, wie auf dem Häger, im Rumpelgäßle, auf den Eulertwiesen, auf dem Häuptle etc.; periodisch fließende Quellen, sog. Hungerbrunnen, kommen im Forstgärtle der Schlüsselbrunnen, in den Dazenäckern etc. vor.

Die Einwohner sind im Allgemeinen von kräftigem Körperbau und erfreuen sich nicht selten eines hohen Alters; sie sind sehr fleißig, sparsam, kirchlich gesinnt und finden ihre Hauptnahrungsquellen in Feldbau und Viehzucht; einzelne treiben Handel mit Holz, viele führen Holz, Bretter, Kohlen etc. und sichern sich hiedurch ihr Auskommen; auch wird Milch nach Calw geliefert. Ihre Vermögensumstände gehören zu den mittleren; als unvermöglich werden nur 7 Familien von Seiten der Gemeinde unterstützt. Der vermöglichste Bürger besitzt 60 Morgen Güter, die mittlere und zugleich allgemeinste Classe 25 Morgen und die Unbemitteltsten haben immer noch einen Morgen Grundbesitz. Die verhältnißmäßig große Markung ist größtentheils uneben und zwischen scharf markirten Hügeln ziehen sich flache Thälchen und Einsenkungen hin. Der Boden ist sehr verschieden, übrigens im Allgemeinen, namentlich bei reichlicher Düngung, fruchtbar; er besteht im Thal westlich vom Ort, wie auch in den nordwestlich gelegenen Waldungen, aus den Verwitterungen des rothen Schieferlettens, während in den Niederungen und an dem Fuß der Hügel die Verwitterungen des Wellenmergels einen gebundenen, schweren und ziemlich kalten Boden bilden. Auf

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)