Seite:OberamtCalw 197.jpg

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weniger nachgewiesen werden kann, kommt unter dem Namen „breite Heerstraße“ von Ostelsheim her, berührt den östlichen Theil der Markung und führt weiter gegen Stammheim.

Etwa 1/4 Stunde südlich vom Ort, zunächst der Stelle, wo die römische Straße von der sog. breiten Heerstraße durchschnitten wird, findet man bei dem sog. Käpele Grundreste eines Gebäudes, Bruchstücke von römischen Ziegeln, Heizröhren etc.

Am östlichen Ende des Orts sind in neuerer Zeit Reihengräber aufgefunden worden, die außer den menschlichen Skeletten alte Waffen, namentlich kurze Schwerter (Sachse) enthielten. In dem 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort gelegenen Gemeindewald Langen-Löchle befinden sich 8 wohlerhaltene, 5–8′ hohe und 25–40′ im Durchmesser haltende Grabhügel, von denen ein theilweise eröffneter einen Steinring etwa in der Hälfte des Hügels enthielt, der concentrisch mit der Peripherie des Hügels lief.

Genannt wird Hengstett erstmals um 1120, um welche Zeit das Kloster Hirschau allhier Güter erhielt. Die älteste gleichzeitig erhaltene Schreibung des Ortes ist Hingesteten, Hincsteten (1300); die Vorsilbe erhielt er erst nach der Gründung von Neuhengstett.

Er gehörte ursprünglich den Grafen von Calw und es saßen hier Ministerialen dieser Grafen und deren nächste Rechtsnachfolger; solche sind Sigebot, welcher um 1120 das Kloster Hirschau beschenkte (Cod. Hirs. 43a) und Albrecht und Hermann Gebrüder, welche 1298 als Zeugen vorkommen. In die bekanntere Geschichte tritt H. zugleich mit dem in der Nähe abgegangenen Schlehdorn (alt Sledorn, s. bei Neuhengstett) erst ein, nachdem in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit Aussterben der Calwer Hauptlinie durch Einheirathung Graf Simons von Zweibrücken ein Theil ihres Besitzes gräflich zweibrückisch geworden und durch Verehelichung Herzog Konrads von Teck († 1292) mit einer Zweibrücker Gräfin, Tochter obigen Grafen Simon’s, an diesen Tecker Grafen als Pfand angewiesen worden war. Im April 1300 lösten die Brüder dieser Gräfin, Heinrich und Otto, Grafen von Zweibrücken, alle ihre Besitzungen in H. und Schlehdorn von den Söhnen des Tecker Herzogs und verkauften sie am 19. Oct. d. J. mit dem Fronhof, allen ihren Huben und Laienzehnten, mit aller Zugehör an Gütern, Gebäulichkeiten, Gefällen, Zinsen, Rechten und Nutzungen, nur das Patronatrecht in Hengstett ausgenommen, an das Kloster Herrenalb und an den Schultheißen Friedrich von Eßlingen, genannt von Hohenheim, welch letzterer aber keinen dauernden Besitz hier gründete (Mone Zeitschr. 5, 206–208).

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_197.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)