Seite:OberamtCalw 206.jpg

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Markung ist ziemlich klein parcellirt und die meisten Grundstücke sind nur 1/2 Morgen groß.

Die Landwirthschaft wird nach drei Zelgen mit 1/4 Bracheinbau umsichtig und fleißig betrieben; der deutsche Pflug ist wegen des steinigen Bodens immer noch der vorherrschende, dagegen ist eine Gemeindewalze vorhanden und die Düngerstätten werden immer mehr zu verbessern gesucht. Von den Getreidearten baut man vorzugsweise Dinkel, Hafer, Gerste und in der Brache dreiblätterigen Klee, Esparsette, Kartoffeln, weiße Rüben, weniger Hanf und Reps. Mit dem Hopfenbau sind in neuerer Zeit kleine Versuche gemacht worden, die günstige Ergebnisse lieferten. Auf den Morgen säet man 7–8 Sri. Dinkel, 4–5 Sri. Hafer, 2 Sri. Gerste und erhält einen durchschnittlichen Ertrag von 4–10 Schfl. Dinkel, 2–5 Schfl. Hafer und 2–5 Schfl. Gerste per Morgen. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 40–500 fl. Von den Getreideerzeugnissen werden über den eigenen Bedarf jährlich etwa 1000 Schfl. Dinkel und 100 Schfl. Hafer auf der Schranne in Calw abgesetzt. Die Wiesen sind nicht sehr ausgedehnt, daher für den nöthigen Viehstand mit Futtersurrogaten (Klee, Esparsette, Ackerbohnen und Wicken) stark nachgeholfen werden muß; etwa zur Hälfte wässerbar, ertragen sie per Morgen 25 Ctr. Heu und 10–12 Ctr. Öhmd; in trockenen Jahrgängen fehlt zuweilen bei den nicht wässerbaren Wiesen der Öhmdertrag beinahe ganz. Die geringsten Wiesen kosten 300 fl. und die ergiebigsten 700 fl. pr. Mrg.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht ist unbedeutend und befriedigt nicht einmal das örtliche Bedürfniß, so daß noch ziemlich viel Obst von Außen aufgekauft werden muß; sie beschäftigt sich hauptsächlich mit späten Mostsorten (Luiken, Knausbirnen, Palmischbirnen) und ziemlich vielen Zwetschgen.

Die Rindviehzucht ist ziemlich mittelmäßig und erlaubt nur einen kleinen Handel mit Kühen; man hält vorzugsweise eine rothe Landrace, welche durch 2 Landfarren nachgezüchtet wird. Die Haltung der Zuchtstiere besorgt ein Bürger gegen Entschädigung von Seiten der Gemeinde.

Ein Ortsschäfer weidet gegen ein Pachtgeld von 260 fl. etwa 300 Stück Bastardschafe auf der Markung; überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeinde gegen 200 fl. jährlich ein.

Die Zucht der Bienen und des Geflügels ist nicht von Belang.

Die Gewerbe dienen, mit Ausnahme von 2 Schildwirthschaften und 2 Kramläden, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)