Seite:OberamtCalw 212.jpg

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Die hiesige Besitzung des Klosters Hirschau aber und namentlich die Pfarrei, welche dem Kloster mit Erlaubniß Papst Bonifacius IX. am 3. Juli 1395 gegen die Verpflichtung, allhier einen tüchtigen Vicar zu halten, einverleibt worden war, gelangte durch die Reformation an Württemberg.


Dennjächt,
Gemeinde III. Klasse mit 262 Einw., wor. 1 Kath. a. Dennjächt, Dorf. b. Thann, Weiler. – Filial von Unterreichenbach; Kath. nach Weil d. Stadt, O.A. Leonberg, eingepfarrt.


Das Dorf liegt 3 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde südlich von dem Mutterort in dem tiefeingeschnittenen, waldreichen Nagoldthale und ist an den unteren Ausläufern der linken Thalgehänge in weitläufigen Häusergruppen nahe der Calw-Pforzheimer Landstraße hingebaut; in der Nähe des Dorfs fließt die Nagold vorüber, welche hier die Landesgrenze zwischen Württemberg und Baden bildet. Die ländlichen Gebäude sind aus Holz erbaut, zum Theil mit steinernen Unterstöcken versehen und zuweilen trifft man noch die Schindelbedachung.

Die Volksschule besteht seit 1839. Das Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des ständigen Schulverwesers und ein Rathszimmer. Eine Industrieschule und 2 Armenhäuser sind vorhanden.

Frisches, jedoch etwas hartes Trinkwasser liefern 2 laufende Brunnen.

Die Einwohner sind im Allgemeinen fleißig und sparsam; ihre Erwerbsmittel bestehen in etwas Feldbau, Viehzucht und besonders Taglohnarbeiten, sowohl in den Waldungen, als bei der Flößerei; jüngere Leute gehen in die Fabriken nach Pforzheim. Die Vermögensumstände gehören zu den geringeren und nur ein Bürger hat seinen Grundbesitz schuldenfrei. Auch die Gemeinde ist ohne Vermögen und besitzt nur etwa 7 Morgen Güter, welche sie von dem für eine Weidnutzung erhaltenen Kapital erkaufte und wovon nun jeder Bürger 1/4 Morgen unentgeltlich in Nutznießung hat. Etwa 20 Personen erhalten Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist untergeordnet, da nur etwa 80 Morgen Güter vorhanden sind, die willkürlich, meist mit der Hacke, gebaut werden. Es kommen vorzugsweise Kartoffeln, etwas Roggen und Hafer zum Anbau, übrigens reicht keiner der Einwohner

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_212.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)