Seite:OberamtCalw 219.jpg

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nur läßt sich der deutsche Wendepflug wegen des steinigen Bodens nicht ganz entbehren. Die Düngerstätten sind meist gut eingerichtet und mit Güllenvorrichtung versehen; übrigens kommt, außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch der Gyps sehr häufig in Anwendung.

Zum Anbau kommt hauptsächlich Dinkel, Hafer und Gerste, und in der zu 1/3 eingeblümten Brache zieht man vorzugsweise Kartoffeln, Klee, Esparsette, weiße Rüben, Hanf, welcher sehr gut gedeiht und häufig gebaut wird, und etwas Reps. In neuerer Zeit hat man auch den Hopfenbau mit gutem Erfolg eingeführt. Ein Morgen Acker erträgt durchschnittlich 10–12 Scheffel Dinkel, 6–8 Scheffel Hafer und 4–6 Scheffel Gerste. Von dem erzeugten Getreide werden jährlich gegen 1500 Scheffel Dinkel und 3–400 Scheffel Hafer meist nach Calw auf die Schranne abgesetzt. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 40–700 fl.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert ein gutes, nahrhaftes Futter, welches, wegen des namhaften Viehstandes, im Ort selbst verbraucht wird; die Wiesen, von denen etwa 1/3 wässerbar sind, ertragen durchschnittlich 20–25 Centner Heu und 8–10 Centner Öhmd pr. Morgen. Die Preise eines Morgens Wiese steigern sich von 4–500 fl. bis zu 7–800 fl.

Die Obstzucht, welche sich hauptsächlich auf die um das Dorf gelegenen Baumgärten beschränkt, ist nicht bedeutend und erlaubt keinen Verkauf nach Außen, sondern es wird noch viel Obst auswärts zugekauft; vorzugsweise werden Zwetschgen und von Kernobst Luiken, Goldparmänen, Palmischbirnen, Knausbirnen etc. gezogen. Ein südlicher Abhang, der Weingarten genannt, deutet auf früher getriebenen Weinbau.

Der meist aus einer rothen Landrace bestehende Rindviehstand ist sehr bedeutend und bildet eine namhafte Erwerbsquelle, indem mit Vieh ein lebhafter Handel auf benachbarten Märkten getrieben wird; Namens der Gemeinde hält ein Bürger 3 tüchtige Landfarren gegen eine jährliche Entschädigung von 140 fl.

Auf der Weide laufen etwa 500 Stücke Schafe, welche theils den Bürgern, theils dem Ortsschäfer gehören; jeder Schafeigenthümer entrichtet für ein Schaf 32 kr. und für das Lamm 20 kr., was der Gemeindekasse nebst der Pferchnutzung etwa 6–700 fl. einträgt. Die Wolle kommt nach Kirchheim und in die Umgegend.

Die Zucht der Schweine ist nicht sehr ausgedehnt, indem die meisten Ferkel von Außen bezogen werden.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)