Seite:OberamtCalw 245.jpg

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im Kloster bleiben, mußte aber am 10. October 1535 einen Revers ausstellen, daß er dessen Einkommen getreulich verwalten und alljährlich Rechnung darüber ablegen wolle, auch sollte er keinen Novizen mehr annehmen, die vorhandenen aber wurden, mit Kleidern versehen, nach Hause geschickt. Im J. 1542 kamen die Stipendiaten und die philosophische Facultät, weil in Tübingen die Pest hauste, nach Hirschau, wo sie bis zur Charwoche 1543 blieben. Nach der Einführung des Interims wurde Abt Johann III. wieder völlig in seine Würde eingesetzt, doch erst nachdem er in die ihm vorgelegten Bedingungen, sein und der Klosterhintersassen Verhältniß zu Württemberg, seine Pflichten als Rath und Landtagsmitglied, die Abtswahl u. s. w. betreffend, gewilligt hatte. Er rief nun auch die frühern Mönche zurück, von denen aber nur sehr wenige wieder kamen, so daß es dem Herzog Christoph um so weniger schwierig wurde, auch in Hirschau eine Klosterschule zu gründen (1556); kurz nachher, den 13. Dec. 1556, starb Abt Johann III. Sein Nachfolger war der bisherige Prior, Ludwig Velderer, welcher sich aber 1558 gefallen lassen mußte, daß man ihm in dem Dekan zu Calw, Heinrich Weickersreuter, einen evangelischen Koadjutor gab, welcher auch nach Velderers Tode (den 8. August 1560) der erste evangelische Abt wurde. Das Restitutionsedict vom 6. Mai 1629 verschaffte dem Benediktinerorden auch den Besitz des Klosters Hirschau wieder; der evangelische Abt Albrecht Bauhof mußte abziehen und an seine Stelle kam Andreas Geist, Prior in Weingarten, welcher den 17. Decbr. 1630 die Klosterunterthanen huldigen ließ, im J. 1632 zwar mit seinen Mönchen fliehen mußte, nach der Schlacht bei Nördlingen, auf welche hin der evangelische Abt am 21. Sept. 1634 zur Flucht gezwungen wurde, wieder zurückkehrte und am 28. April 1637 in Hirschau starb. Sein Nachfolger Wunibald Zürcher (aus einer patricischen Familie in Bludenz) erwies sich sehr feindselig gegen Württemberg und entfloh endlich, da er das Kloster dem Herzog wieder übergeben mußte, mit den Lagerbüchern und Urkunden, deren Haupttheil er im Kloster Weingarten barg, in die Gegend seiner Heimath, in das Kloster Weingarten’sche Schloß Blumeneck. Jetzt wurde Hirschau wieder der Sitz eines evangelischen Abts und einer Klosterschule, bis der französische General Melac am 20. (30.) September 1692 zugleich mit der Stadt Calw das Kloster verbrannte, worauf die Klosterzöglinge in andere Klöster vertheilt wurden, bis statt Hirschau’s im J. 1713 Kloster Denkendorf zur Schule neu eingerichtet wurde. 1

Die Reihe der Äbte seit der Wiederherstellung des Klosters im 11. Jahrhundert[1] ist folgende: Friedrich 1066–1069, Wilhelm 1069–1091,


    an dessen Tochtermann Graf Eitelfritz von Zollern nach Hechingen, 1690 als Geschenk des Fürsten Friedrich Wilhelm von Zollern nach Zwiefalten, wo sie blieben.

  1. Auch für die Zeit von 838–1001 hat Trithemius eine Äbtereihe mit den Jahren der Einsetzung und des Abtretens, als den ersten Lindebert 838–853. Die auch noch in späterer Zeit verdächtige Genauigkeit seiner Angaben läßt sich indeß durch nichts erhärten. Der Cod. Hirsaug. geht auf keine ältere Äbte als obigen Friedrich zurück.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_245.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)