Seite:OberamtCalw 248.jpg

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für 1000 Pfund Heller verkauft (Gudenus Cod. dipl. 5, 347), in protestantischer Zeit im J. 1565 der Hof bei Pforzheim und der nahe gelegene Wald Maurach an den Markgrafen Carl von Baden. Gleichwohl überkam Württemberg durch die Reformation hier ein stattliches Klosteramt[1], welches noch im vorigen Jahrhundert die Pflegen Gültstein, Ditzingen, Hessigheim, Friolzheim, Weilderstadt, Neckarthailfingen, Eberdingen hatte, sehr ausgedehnte Waldungen (Steck 240) besaß und außer den, I, 5 aufgeführten Theilen des jetzigen Oberamts Calw auch die Orte Friolzheim und Schaffhausen (ersteres im J. 1461 und letzteres im J. 1468 erkauft) begriff.

In der württembergischen Hausgeschichte ist Hirschau dadurch denkwürdig, daß Herzog Wilhelm Ludwig von Württemberg, allhier sich der Sauerbronnenkur bedienend, erst dreißigjährig am 23. Juni 1677 verschied.

Bedeutende Thalüberschwemmungen durch die Nagold sind unter den Jahren 1461 (Trithemius Annal. 2, 445), 1500 am 1. Juni (eb. 2, 581) und 1824 angemerkt, ein großer Waldbrand unter dem J. 1473 (Wirt. Jahrb. 1852a, 164).


Holzbronn,
Gemeinde III. Kl. mit 419 Einw. – Pfarrfilial von Gültlingen, O.A. Nagold.


Das nicht große, in die Länge gebaute, eigentlich nur aus Einer Straße bestehende Dorf hat eine sehr freundliche, übrigens etwas unebene Lage auf der Hochebene, östlich des nur 1/4 Stunde entfernten Nagoldthales, 13/4 Stunden südlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde nordwestlich von dem Mutterort. Die aus Holz erbauten, häufig mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude, sind nicht besonders ansehnlich und verrathen die minder günstigen Verhältnisse, in welchen sich der größere Theil der Einwohner befindet. Die reinlich gehaltenen Ortsstraßen sind durchgängig gepflastert. In der Mitte des Dorfs liegt das unansehnliche Kirchlein, auf dessen vorderer Giebelseite ein kleines Thürmchen (Dachreiter) sitzt, in welchem 2 Glocken aus neuerer Zeit hängen. Die Unterhaltung hat die Stiftungspflege, die übrigens wegen Mittellosigkeit von der Gemeindepflege unterstützt werden muß. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (südlich) des Orts.

Das ziemlich geräumige, im Jahr 1830 erbaute Schulhaus enthält neben einem Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und in dem obern Stockwerk die Gelasse für den Gemeinderath.


  1. Der Oberamtmann, zugleich Klosterverwalter, hatte die niedergeistliche Obrigkeit. Für fünf Stabsorte bestund das Hirschauer Bruckengericht. Steck 9.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)