Seite:OberamtCalw 251.jpg

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außer dem Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Der Ort erhält sein Trinkwasser aus 2 Pumpbrunnen und 3 Cisternen, die jedoch oft so sehr nachlassen, daß bedeutender Wassermangel entsteht.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner, deren Erwerbsquellen in Ackerbau, Viehzucht und Holzhandel bestehen, sind in günstigen Vermögensumständen. Der reichste Bauer besitzt ein Grundeigenthum von 85, der Mittelmann von 35–40 und der minder Bemittelte von 5–10 Morgen; Ortsarme sind keine vorhanden.

Die Güter sind noch in Bauernhöfe geschlossen.

Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben und beschäftigt sich vorzugsweise mit dem Anbau von Hafer und Roggen. Der durchschnittliche Ertrag wird zu 6 Schffl. Hafer und 7–8 Schffl. Roggen pr. Mrg. angegeben. Das Getreideerzeugniß reicht nicht zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses, so daß noch viele Früchte, namentlich Dinkel, von Außen zugekauft werden müssen. Die Preise bewegen sich bei den Äckern von 50–150 fl., bei den Wiesen von 100–500 fl. per Morgen.

Der ausgedehnte Wiesenbau, dem größtentheils Wässerung zukommt, liefert durchschnittlich 25 Cent. Heu und 10–12 Cent. Öhmd.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Knausbirnen, Wadelbirnen, Murgthaler Äpfel etc. und liefert nur in günstigen Jahren so viel Ertrag, daß einige Bürger etwas Obstmost bereiten können.

Die Viehzucht ist in gutem Stande und beschäftigt sich mit sogen. Kleinvieh, das durch einige, von der Gemeinde gehaltene Farren nachgezüchtet wird. Der Handel mit Vieh, besonders auch mit Mastvieh ist beträchtlich. Viehaustrieb findet noch statt. Schafzucht wird von den Bürgern in ganz mäßiger Ausdehnung betrieben. Gemeindewaldungen sind 670 Morgen vorhanden, von deren jährlichem Ertrag, bestehend in 270 Klafter und 5–600 St. Wellen, die Ortsbürger 80–100 Klafter als Gabholz erhalten, während der Rest um etwa 1500–2500 fl. zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft wird.

Über Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III.

Etwa 1/8 Stunde südöstlich vom Ort stand auf einer Bergspitze die Burg Hornberg, von der noch ein sehr fester, viereckiger, etwa 100′ hoher Thurm und der Burggraben vorhanden sind.

Die zu der Gemeinde gehörige Baiermühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang ist an dem Einfluß des Zwerenbachs in den Kollbach gelegen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)