Seite:OberamtCalw 277.jpg

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der Gemeinde Möttlingen, welche ihn im Jahr 1841 von den Erben des in Calw wohnhaften Joh. Jak. Schill erworben hatte, um den Kaufpreis von 23.000 fl. an eine aus 12 Mitgliedern bestehende Gesellschaft, welche hier eine Ackerbauschule gründete. Die Anstalt ist für 24 arme Zöglinge berechnet, die gegen ein unbedeutendes Eintrittsgeld hier freie Kost, Wohnung, Kleidung und Anleitung in landwirthschaftlichen Geschäften erhalten. Der auf dem Hof angestellte Hausvater hat die Leitung und Verwaltung des Ganzen zu besorgen (s. auch den allgemeinen Theil S. 82). Von den zu dem Hof gehörigen 160 Morgen Gütern liegen 30 Morgen auf Neu-Hengstetter Markung. Der Hof besteht aus einem Wohnhaus und ansehnlichen Öconomiegebäuden nebst Stallungen für etwa 60 Stück Rindvieh und 300 Stück Schafe, und hat einen laufenden Brunnen.

Etwa 1/4 Stunde nordwestlich von Möttlingen trägt eine Stelle den Namen St. Leonhardskirche; hier soll nach der Sage eine Kirche gestanden und später versunken sein. Nördlich am Ort fand man auf den sogen. Birkäckern (ohne Zweifel Bürgäcker) schon Spuren von Gebäuden. An der nördlichen Grenze der Markung, welche zugleich die Landesgrenze gegen Baden bildet, zieht der stellenweise noch deutlich sichtbare Landgraben unter dem Namen Schanze hin (s. über den Landgraben die Oberamtsbeschreibung von Leonberg).

Möttlingen, ein gräflich calwischer Ort, kommt, als Mettelingen, schon im 9. Jahrh. vor, unter den Orten, an welchen das elsaßische Kloster Weissenburg Besitzungen hatte (Tradit. Wicenb. 292). Im Jahr 1075 steht er unter den Orten, bei welchen Graf Adelbert dem Kloster Hirschau dortige längst abgekommene Widemsgüter zurückgab (Wirt. Urk.Buch 1, 279). Am Ende des 13. Jahrhunderts erscheinen die in einen Theil des Calwischen Besitzes eingerückten Pfalzgrafen von Tübingen als Oberherrn eines hiesigen Hofs (Schmid Pfalzgr. v. Tüb. Urk. 31). Im Jahr 1327 war Graf Götz von Tübingen-Böblingen hiesiger Kirchherr (Schmid a. a. O. 354). Hauptlehenträger des adelichen Guts waren die Herren von Waldeck, welche hier eine Burg hatten. Nach Fürderers v. Waldeck Tode erkaufte im Jahr 1411 Graf Eberhard von Württemberg von Rafan Hofwart zu Kirchheim die „Rechte und die Forderungen am hiesigen Besitz, welche diesem von dessen Basen von Waldeck und dessen Schwester angestorben waren“ (Steinhofer 2, 613); der Burgstall und der Gerichtsstab gehörten hiezu.

Die, wie bereits erwähnt, hier begüterte und berechtigte Stadt Weil faßte schon 1370 u. f. hier festen Fuß. Den 20. Juli 1478

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)