Seite:OberamtCalw 292.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


der Kaplaneien in beiden Orten, auch der Pfarrei in Breitenberg. Wenn nun gleich hiedurch das eigentliche Familienpatronat aufgehoben wurde, so folgten doch der früher von Herzog Ulrich gegebenen Versicherung gemäß immer nur Verwandte vom Grücklerischen Mannsstamm, bis er mit M. Michael Friedrich Grückler im Jahr 1790 ausstarb, und nur von 1571–73 und von 1609–13 in Ermanglung von Grücklern wurde die Pfarrei durch Fremde verwaltet.

Dem hiesigen Stadtpfarrer war von 1562 bis 1815 ein Diaconus beigegeben; letzterer hatte mit dem Diaconus zu Wildberg die Pfarrei Effringen zu versehen und zu Schönbronn gewisse Cultus zu halten.

Von fremden Klöstern war namentlich Reuthin allda begütert; solches erhielt den 27. Sept. 1285 von dem Grafen Burkhard von Hohenberg dessen Hof geschenkt.

An hiesiger Schule kommt schon im Jahr 1281 ein Johannes rector parvulorum vor (d. i. ein deutscher Schulmeister. Mone Zeitschr. 2, 131).

Im Jahr 1572 starben 34 Personen an einer pestartigen Seuche. Wie empfindlich der 30jährige Krieg auch dieser Stadt schadete, ist daraus ersichtlich, daß die Pfarrei im Jahr 1622 1080 Menschen zählte, im Jahr 1639 nur noch 534. Nach der Nördlinger Schlacht raubten und brandschatzten die Baiern. In den Jahren 1692 und 1693 wurde die Stadt von den Franzosen gänzlich ausgeplündert.


Neu-Hengstett,
Gemeinde III. Kl., Dorf mit 482 Einw., wor. 10 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Weil der Stadt, O.A. Leonberg, eingepfarrt.


Auf der Hochfläche zwischen dem Nagold- und Würmthal liegt in einem weiten, flachen Wiesengrunde frei und gegen Norden durch einen Ausläufer des sogen. Hundrückens geschützt, der ganz regelmäßig gebaute Ort, von der südwestlich gelegenen Oberamtsstadt 1 Stunde entfernt. Die meist kleinen Wohnungen stehen in gleichen Entfernungen von einander, was nicht allein zur Freundlichkeit des Orts beiträgt, sondern auch für den Fall der Feuersgefahr sehr zweckmäßig erscheint; an jedem Haus befindet sich ein Hofraum und ein kleiner Obstgarten. Übrigens verräth doch das Dorf im Allgemeinen die Unvermöglichkeit der Einwohner, die sich hauptsächlich von Strumpfweben in die Fabriken nach Calw, Taglohnarbeiten daselbst,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_292.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)