Seite:OberamtCalw 312.jpg

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als Besitzer eines Hofes, welchen sie von Württemberg zu Lehen trugen, aber 1427 Gerhard von Kröwelsau geeignet erhielt, doch so, daß die Bewohner Württembergs Leibeigene bleiben sollten.

An hiesiger Kirche bestund um 1400 eine Leutpriesterstelle und eine Frühmesserei.

Den Kirchensatz und die Kirche übergab Pfaff Hans Sölr von Richtenberg Kirchherr zu Holzgerlingen den 23. Juli 1439 an die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg. Bald darauf gelangte dieser Besitz an das Stift Herrenberg, welches die genannten Grafen von Württemberg um diese Zeit stifteten, wohl durch die Mildthätigkeit eben dieser Grafen. Am 12. April 1443 ließ sich das Stift, welches auch den hiesigen Widumhof erwarb, die Kirche einverleiben.


Ottenbronn,
Gemeinde III. Kl., Dorf mit 343 Einw. – Pfarrfilial von Hirschau.


Nahe an dem obern Rande des rechten Nagoldthalabhanges liegt frei auf der Hochebene, in einer wiesenreichen Mulde der größere Theil des Orts, während sich ein kleiner Theil desselben eine ganz sanfte Anhöhe hinanzieht.

Der weitläufig in die Länge gebaute Ort besteht nur aus einer Straße, die sich im obern Theil des Dorfs beinahe rechtwinklig bricht und bis zu dem Ottenbronner Hof hinzieht. Eine gut angelegte Steige ist nach dem 1/4 Stunde westlich gelegenen Mutterort Hirschau angelegt und führt daselbst in die Calw-Wildbader Hauptstraße. Weitere Vicinalstraßen bestehen nach Unter-Haugstett und Neu-Hengstett; von letzterer gehen Straßen nach Simmozheim und Möttlingen ab. Von der Oberamtsstadt liegt der Ort eine Stunde nordöstlich.

Der nicht unfreundliche Ort erhält aus 2 laufenden und 5 Schöpfbrunnen sein Trinkwasser, das jedoch bei trockener Witterung häufig nachläßt, so daß das Wasser außerhalb des Orts, theils an dem 1/8 Stunde entfernten Brunnbachbrunnen, theils an dem 1/4 Stunde entfernten Essenbrünnle geholt werden muß.

Das Schulhaus, in welchem sich das Rathszimmer, ein Schulzimmer und die Wohnung des Schulmeisters befinden, wurde im Jahr 1856 von einem Privatmann erkauft und zu seinem gegenwärtigen Zweck eingerichtet. Eine Industrieschule besteht seit 1855, auch ist ein Armenhaus vorhanden. Am südwestlichen Ende des Dorfs stehen die Gebäude des Ottenbronner Hofs, welcher nebst 130 Morgen Feld im Jahr 1842 vom Staat an die Gemeinde

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_312.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)