Seite:OberamtCalw 332.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vom Ort entspringt, gespeist werden, während die 2 weiteren, einer von dem Engelbrunnen und der andere aus dem Mäuswiesenbrunnen ihr Wasser erhalten. Westlich am Ort entspringt im Wiesenthal der Lindenbrunnen, dessen sehr gutes Wasser häufig von Kranken getrunken wird; überdieß sind 2 Wetten im Ort angelegt. Früher bestanden 2 Weiher, der eine oberhalb, der andere unterhalb des Orts, von denen jeder etwa 6 Morgen groß war.

Die im Allgemeinen wohl gewachsenen Einwohner sind geordnet, sehr fleißig und kirchlich gesinnt; etwa 1/10 bekennt sich zum strengen Pietismus. Außer dem Feldbau finden die Einwohner ihren Erwerb durch Taglohnarbeiten in dem nur 3/4 Stunden nordwestlich gelegenen Calw durch Holzmachen und Arbeiten in der nach Calw gehörigen Baumwollenspinnerei zu Tanneneck. Einzelne treiben einen kleinen Handel mit Morcheln, welche in den nahe gelegenen Waldungen häufig vorkommen; auch Kräutersammler wohnen im Ort. Die öconomischen Verhältnisse der Einwohner sind ziemlich gut; der begütertste Bürger besitzt etwa 44 Morg. Äcker und Wiesen, der Mittelbesitz beträgt 10 Morg. und die wenigst bemittelten sind immer noch im Besitz von 1–2 Morg. Felder.

Ein Sohn des Kloster-Hirschauischen Amtspflegers ist allhier den 4. Juli 1731 geboren Balthasar Haug. Er studirte Theologie, wurde 1757 Pfarrer in Stotzingen, 1763 in Magstatt, 1766 Professor am Gymnasium und 1775 auch an der Karlsakademie in Stuttgart und starb am 3. Jan. 1792. Um die Verbreitung der schönen Literatur erwarb er sich durch Aufmunterung und um die Geschichte der Wissenschaften und Künste in Schwaben durch eine Reihe von Schriften Verdienste. Siehe (Joh. Jac. Heinr. Nast) zum Gedächtniß des Herrn Balthasar Haug. (Stuttgart 1792.) 4.

Die ausgedehnte, ziemlich unebene Markung hat im Allgemeinen einen ergiebigen, übrigens düngerbedürftigen Boden, welcher in der Richtung gegen Calw und gegen den Dickehof aus den Verwitterungen des rothen Schieferlettens mit günstiger Mengung von Lehm, an den Ausläufern der Hügel aus den Verwitterungen des Wellenmergels (kalt und etwas schwer) und an den Steilabfällen der Hügel, wie auf ihren Höhen aus kalkreichen Verwitterungen des Hauptmuschelkalks besteht. Auf der Markung befinden sich 3 im bunten Sandstein angelegte Steinbrüche, die gute Werksteine und zum Theil Platten liefern; Muschelkalksteinbrüche, für Straßenmaterial sind 4 vorhanden. Eine Lehmgrube ist angelegt, wie überhaupt der Diluviallehm stellenweise die oben angeführten Bodenarten in geringer Mächtigkeit überlagert.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_332.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)