Seite:OberamtCalw 336.jpg

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Mit ebendiesem Kloster kam das Dorf sammt dem Pfarrsatz durch die Reformation an Württemberg.

Nahe am Ort, auf den sogen. Mühläckern, an welche sich die Sage knüpft, daß hier eine Stadt gestanden sei, stieß man schon öfters auf Grundmauern etc.; viele römische Ziegel, Reste von Estrichböden, Fragmente römischer Gefässe, welche hier noch getroffen werden, bekunden hinlänglich eine hier abgegangene römische Niederlassung.

Auf dem höchsten Punkte des von dem Ort südwestlich gelegenen Domabergs, von dem man eine sehr anziehende Aussicht genießt, befindet sich ein kreisrunder Steinhügel.

Etwa 1/8 Stunde nordwestlich vom Ort, an der Stelle, wo der Fußweg nach Calw von der Landstraße abgeht, stehen 3 steinerne Kreuze, auf denen je eine Pflugschaar eingemeiselt ist; es waren ursprünglich 4 Kreuze und lagerbüchlich, wie auch im Munde des Volks, wird die Stelle bei den 4 Kreuzen genannt. An dieselben knüpfen sich verschiedene Volkssagen, z. B. hier seien sich 2 Brautpaare begegnet und in Raufhändel gerathen, so daß alle 4 auf dem Platze todt gefunden wurden etc.; die allgemeinste Sage ist aber, daß hier 4 Männer wegen einer Pflugschar gestritten und sich getödtet haben. In der Nähe des Orts stehen 2 weitere Kreuze, von denen eines ein sehr altes Wappen (im liegenden Schild und auf dem Stechhelm je ein Vogelkopf) enthält.

Auf dem 1/4 Stunde nordwestlich von Stammheim gelegenen Flurdistrikt „Höfle“ befindet sich eine viereckige Steinumwallung, von der jede Seite 90′ lang ist; daselbst genießt man eine schöne Aussicht in das Nagoldthal.

Der zur Gemeinde gehörige Dickehof liegt mit ausgezeichnet schöner Aussicht in das Nagoldthal 1/2 Stunde südwestlich von dem Mutterort. Dieser mit 260 Morgen Gütern verbundene Hof und der Hof Waldeck, beides ehemals Kloster-Hirschauische Meiereien, wurden im Jahr 1827 um 26.000 fl. von Bergrath Georgii in Calw dem Staat abgekauft, und seit dieser Zeit in landwirthschaftlicher Beziehung namhaft verbessert. Die ansehnlichen Gebäude sind ebenfalls in neuerer Zeit erbaut worden. Die natürlichen Verhältnisse sind etwas geringer, als die des Mutterorts und in Folge dieser auch der Ertrag der Felder nicht ganz so reichlich.

In trockenen Jahrgängen fehlt zuweilen das Wasser, so daß dasselbe in dem 1/4 Stunde entfernten Baiersbacher Thal geholt werden muß.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_336.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)