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erstere, wenn nicht drainirt ist, sollen die Bifänge (s. o.) schützen, indem sie eine für die Pflanzen zugängliche Ackerkrume schaffen. Dieses Lettenkohlenfeld liebt reichlichen, unverwesten Dünger, wenn auch nur alle drei Jahre eine solche kräftige Düngung erfolgt.

Die nordöstlich auf den Plateaus des Ochsenfurter Gaues gelegenen Markungen: Bernsfelden, Simmringen und Waldmannshofen, erfreuen sich im ganzen Bezirke wohl der besten, gleichmäßigsten und durchschnittlich ertragreichsten Bodenqualität. Es ist hier, wenn auch manchmal abwechselnd Übergänge in den Lettenkohlenboden vorkommen, ein überaus fruchtbarer, zu sehr bedeutender Mächtigkeit gelangter Diluviallehm, von Manchen auch als Löß bezeichnet. Dieser Boden ist leicht zu bearbeiten, ist nicht besonders empfindlich gegen Nässe und trocknet nicht rasch aus, es gedeihen in ihm alle im Bezirke gebauten landwirthschaftlichen Kulturpflanzen. Die Ackerkrume ist übrigens auch nicht tiefer als in den lehmigen Kalk- und den Lettenkohlenböden des Bezirks.

Was nun schließlich den Boden im Tauberthal mit seinen verschiedenen Seitenthälern anlangt, so ist derselbe eine sekundäre Bildung; es ist ein jüngeres Schwemmland, (Alluvialboden), gebildet aus erdigen, sandigen und gerölligen Theilen, von den näheren und ferneren Höhen herabgeschwemmt. Häufig ist dieser Thalboden sehr tiefgründig und von außerordentlich guter Bodenbeschaffenheit, häufig auch kiesiger Natur. In landwirthschaftlicher Beziehung sind diese Böden jeder Kultur fähig, was der bunte Anbau in diesen Thälern deutlich beweist. Die dem Wasser nächstgelegenen Flächen sind in der Regel Wiesen, Baum- und Grasgärten, Gärten und Länder. Je nachdem nun dieses Schwemmland tiefgründig lehmiger oder kiesiger Natur ist, sind die Grundstücke besser oder schlechter, und ist ein starker Wechsel der Beschaffenheit manchmal auf ganz kurzen Strecken. Nach verschiedenen Richtungen hin manchmal sehr schmal gezogene Kiesbänke sind in trockenen Sommern nicht selten Ursache, daß an einzelnen Stellen der so fruchtbar scheinenden Thäler die Halmfrüchte verkümmern und die Wiesen vertrocknen. Die zum Ackerbau benützten Flächen in diesen Thälern dienen dem Hanf-, Flachs-, Mais-, Kraut-, Angersen-, manchmal auch dem Mohnbau und werden mit allen Winter- und Sommerhalmfrüchten mit Ausnahme des Einkorns angebaut.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0048.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)