Seite:OberamtMergentheim0136.jpg

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Auch der Volkswitz hat an einige Bezirksorte und die Bewohner derselben verspottende Sagen geknüpft.


28. Der .......... Kamm.

Der .......... Kamm ist etwas Altbekanntes. Die ..... aber mögen nichts davon hören, rathe es auch keinem etwas zu sagen, außer er wünscht den Buckel voll Schläge. Vor der .......... Kirche stand bis vor nicht langer Zeit ein Dornbusch. Durch diesen schlüpften die Dorfbewohner, bevor sie in die Kirche traten, und das war ihr Kamm, nach dem ich dort selbst nicht fragen möchte. (B. I, Nr. 686.)


29. Die Eselsfresser.

Schon von alten Zeiten her hatten die ......... den Unnamen „Eselsfresser“, und wer je mit ihnen anbinden wollte, durfte nur dieses oder ein anderes hierauf bezügliches Wort gebrauchen, ja nur eine darauf hindeutende Geberde machen, etwa den Rockzipfel in die Hand nehmen, die Hände an die Ohren halten u. dgl. und er konnte gewiß sein, daß unliebsame Erörterungen von oft sehr handgreiflicher Natur folgen werden. In unserer Zeit ist man weniger empfindlich darüber, obwohl der Gegenstand sehr oft zur allgemeinen Heiterkeit herhalten muß. Wer indeß meint, er könne seinen Witz damit ganz besonders an den betreffenden Einwohnern auslassen, braucht für eine treffende, mitunter beißende Antwort auch heute noch nicht besorgt zu sein, und mancher ist schon übel heimgeschickt worden, den Esel selber mit nach Hause tragend. Woher der Unname kommt, ist nicht bekannt. Doch gibt es darüber mehrere ziemlich auseinandergehende, in der Hauptsache aber übereinstimmende Sagen.

Die mit der Sage Verspotteten erzählen die Sache so:

Vor Alters gieng der Weg nach Rothenburg, wohin viel Verkehr stattfand, nicht wie jetzt durch das Thal, sondern die sogenannte „Rothenburger Steig“ hinauf, über die Zeisersklinge, den Schmerbacher Wasen u. s. w. Eine Frau, von Rothenburg heimkehrend, fand im Wald Zeisersklinge ein abgestreiftes Wildbret, das ihr ein um so willkommenerer Fund schien, als in ihrem Dorfe gerade viel Soldaten lagen. Sie lud das Wildbret auf ihre Kötze (Tragkorb), bedeckte es mit Holz und Gras und trug es heim, wo es alsbald vertheilt und gekocht wurde. Beim Sieden schäumte dieses Fleisch außergewöhnlich, vielleicht weil es schon einige Zeit gelegen war. Darüber soll ein dabeistehender welscher Soldat gerufen haben: „das ist Iselsfleisch!“ Was er damit gemeint, habe man nicht gewußt, aber unrichtigerweise sei daraus das Wort Eselsfleisch gemacht worden und so der Unname entstanden.

Auswärts und den ........ zum Hohn wird die Sache anders dargestellt. Von den mit dem Unnamen Belegten fanden einst einige in der Zeisersklinge ein abgestreiftes Thier und hielten dasselbe für einen von Wilderern erlegten Hirsch, dem die Jäger, weil das Fleisch damals wenig Werth gehabt, nur die Haut abgestreift hatten. Sie trugen den Fund ins Dorf, wo er ausgehauen und öffentlich vertheilt worden sei. Das Thier war indes kein Hirsch, sondern ein Esel. Derselbe gehörte einem Müller im Nachbarort, der seinem gefallenen Thier

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)