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„pf“ lautet als Anlaut meist wie „bf“ Bferd, Bfarrer, Bfirschi, Bfeffer statt Pferd, Pfarrer, Pfirsich; ja in „Pfarrerin“ wird das „pf“ in „f“ erweicht und gesprochen „Farreri“ oder auch gar „Fanneri“. Doch hört man letzteres nur noch aus dem Munde weniger alter Leute, die dann den dem Pfarrherrn stets beigelegten Titel „Herr“ auch auf die Pfarrfrau übertragen und sagen „guta Morcha Herr Fra Fanneri“.

Im Inlaut wird es manchmal nach Pfälzerart zum einfachen oder doppelten „b“ so in zimberli, schnubbe, stobbe statt zimpferlich, schnupfen, stopfen. Umgekehrt wird aus „f“ ein „pf“ in „scharpf“ statt scharf, doch wird mehr schårf gesprochen, „Harpfe“ Harfe.


2. Die dentalen und lingualen Haucher s, sch, z.

Der reine „S“-Laut bleibt als Anlaut fast nur vor Vokalen also in Salz, Sonne, Sohn, Sense, Seife, Seite etc., während das „s“ vor den Konsonanten als Anlaut fast ausschließlich in „sch“ übergeht, wie in Schbirre, Schkala, Schkelet, Schkorpion, Schlowak, Schpalt, Schpatz, Schtrauch, Schtrauss etc., nur vor „c“ und „f“ wird eine Ausnahme gemacht und Szene, Szepter, Szylla, Szythe gesprochen, aber doch mehr so, daß das „sc“ fast wie z lautet, Sforza, Sforzando; das aber sind eben Fremdwörter.

In Sklave wird der Dental und Guttural umgesetzt und „G’schlav“ gesprochen. Aber auch im In- und Auslaut wird „sch“ aus dem „s“, namentlich wenn das „s“ auf „l“ oder „r“ folgt und vor einem „h“ steht, so Schäfterschi, Weikerschi, Elperschi, Markelschi, Igerschi, Versch, Fersche, statt Vers und Ferse, besondersch, zuweilen auch im Auslaut des Genitivs, so „ma Vatersch“, „’s Pfarrsch“ statt meines Vaters, des Pfarrers.

Aber auch zwischen zwei Vokalen lautet namentlich in den katholischen Orten, aber auch in etlichen evangelischen, wie in Althausen, Adolzhausen, Herbsthausen das „s“ wie „sch“, so in „lesche“ statt lesen, „Housche“ statt Hosen, „Herbschthauschen“ statt Herbsthausen, „Häschele“ statt Häschen, „Hoschepfeffer“ statt Hasenpfeffer.

Im In- und Auslaut bleibt das dentale „s“ nur, wo es statt eines geschärften „s“ oder statt eines ursprünglichen „t“ oder „z“ steht, also in „aus“, alt ut uz, und im Artikel.

Das „st“ im Auslaut lautet theils scharf und rein, theils aber als „scht“ also ist und ischt, Mist und Mischt, „wist“ statt hist, ’s „best’“ Haupt, in letzteren zwei Worten scharf wie „ßt“.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0150.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)