Seite:OberamtMergentheim0152.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dagegen tritt „m“ an die Stelle des „n“ in der Vorsilbe „ent“, wenn das damit verbundene Wort mit „b“ beginnt also embähra, embieta, embinda, emblättera, emblöda, emblößa, embrenna etc. statt entbehren, entbieten, entbinden, entblättern, entblöden etc.

Auch lautet im Fränkischen das „n“ in der Verbindung mit „f“ oder „ft“ als „m“ so in „Vernumft“, „Zumft“, „samft“ statt Vernunft, Zunft, sanft. Ausgefallen ist das „m“ in „Arvel“ statt Armvoll.

Nasal wird es gesprochen in „hanli“[ER 1] statt heimlich, heimisch.


2. Der Gaumenlaut n.

„n“ verstummt in der tonlosen Endsilbe „end“ so in „Tuged“, „Juged“, „åbed“, „morgeds“, statt Tugend, Jugend, Abend, morgends. Auch in „ent“ vor der Endsilbe „lich“ so „öffetli“, statt öffentlich, auch in „allathalbe“ statt allenthalben.

Weiter ist es nicht zu hören in der Endsilbe „en“ im Haupt-, Zeit- und Eigenschafts- und Zahlwort, also „Garte“, „Trauwe“, „lese“, „siebe“, statt Garten, Trauben, lesen, sieben etc.

Im Gäu und einigen namentlich katholischen Orten des Taubergrundes fällt nicht blos das Schluß-„n“ sondern die ganze Endsilbe des Infinitiv weg, „i will jatzt ass’, trink’“, statt ich will jetzt essen, trinken.

Ebenso ist das „n“ in der Femininendung in unhörbar, so in „Färschti,“ „Pfarreri“ statt Fürstin, Pfarrerin, oder wenn vor dem Schluß-„n“ ein „l“ oder „r“ steht, „einzel oder ansel“, „schüchter“, „sonder“, „gester“ statt einzeln, schüchtern, sondern etc.

In Haupt- und Umstandswörtern wird das Schluß-„n“ nach „r“ gern in den Halbvokal ə verwandelt „Kärə“, „Stärə“, „Stierə“, „Hårə“ statt Kern, Stern, Stirn, Horn etc. „gärə“ statt gern.

In der Silbe „ein“ lautet es nasal, „ein“, „mein“, „allan“, „fein“, „Main“ statt ein, mein, allein etc., aber auch sonst noch so in „Loan“ statt Lohn, „meindwega“ statt meinetwegen.

Vor einem Vokal lautet jedoch das stumme oder nasalgewordene „n“ wieder z. B. gestern åbeds statt gester. –

In Althausen wird dem Wort Ast das sonst „åscht“ gesprochen wird ein „N“ vorgesetzt und „Nast“ gesagt.

Manchmal wird auch ein „n“ gerne eingeschoben, so in „haind Nåcht“ statt heute Nacht, in „schwerner“ statt schwerer, „ehnder“ statt eher, „mehnder“ statt mehr.

Errata

  1. S. 152 Z. 10 lies hanli. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 835.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0152.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)