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dem „Schweinernen“ „Nudelsuppe“ gibt. Und auch die Armen gehen nicht leer aus, sondern werden so viele ihrer kommen mit „Grettelbrüh“ und meist auch einem „Wärschtle“ drinnen beschenkt, so daß sie fast den ganzen Winter Tag für Tag ihre Fleischbrühsuppe essen können.

Die Bauern schlachten 3–6 Schweine, wohl auch ein Rind oder eine Kuh, die mittleren Leute 2 Schweine, und auch die Geringsten haben wenigstens einmal im Jahr ihre Metzelsuppe.

Schweinefleisch ist überhaupt auf dem Land die Hauptnahrung. Es wird theils frisch als „gräns Flasch“, theils geräuchert als „därrs Flasch“, theils eingespundet als „g’salzes Flasch“ verspeist.

Frisches Rind- oder Kalbfleisch wird auf dem Lande nur an der „Niederfallet“, „Kärwe“, bei Tauf- und „Hochzigschmäußen“, da aber massenhaft, verzehrt.

Taufe und Taufpathen. Unter den Familienfesten stehen oben an „Kindstaf“ und „Hochzig“ oder „Haochzt“.

Die Taufen finden in den Städten meist in den Häusern, auf dem Land dagegen meist in der Kirche und zwar am Sonntag im öffentlichen Nachmittagsgottesdienst statt.

Von den Pathen – (2–5, in den evangelischen Gemeinden des Gäus dagegen nur einer) wird dem Täufling in manchen Orten das Geschenk, der sogenannte „Dotethåler“, früher ein Kronenthaler, nunmehr bei wohlhabenden Familien mindestens ein Fünfmarkstück, in der Kirche zwischen dem Rücken des Kindes und dem Kissen eingesteckt, an andern Orten geschieht dies nach vollzogenem Taufakt im Haus. Man findet in den Häusern noch zahlreich solche Kronenthaler, welche möglichst blank erhalten und hoch in Ehren gehalten werden.

Die Gebühr des Lehrermeßners wird von den Pathen nach der Taufe ins Taufwasser geworfen.

Die Pathen, „Doute“, beschenken ihre „Döitli“ an Ostern mit gebackenen „Ringen“ und gefärbten Eiern („Håsegackeli“), am Neujahr mit „Ringen“ oft von gewaltiger Größe, mit Äpfeln und Nüssen, die Knaben mit einem großen „Reiter“, die Mädchen mit einer Puppe, „Dogga“, aus gemaltem Marzipan oft im Werth von 1–2 M. und in der Größe von 3–4 dm nach Höhe und Breite.

An der Konfirmation werden die Pathenkinder „ausg’stattet“ oder „ausg’steuert“ d. h. mit Hemd, Binde und Gesangbuch von ihren „Douten“ beschenkt.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)