Seite:OberamtMergentheim0225.jpg

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wurden, dafür mögen folgende Zahlen Zeugnis ablegen. Zu zwei Märkten wurde im Jahre 1864 die Regierungserlaubnis ertheilt und in diesem Gründungsjahr wurden 9276 Stück Schafe zugetrieben und 3526 Stück Schafe davon verkauft. Von Jahr zu Jahr steigerte sich der Zutrieb aus dem benachbarten Bayern und Baden so, daß nun jährlich 5 Schafmärkte abgehalten werden. Der durchschnittliche Zutrieb in den letzten drei Jahren betrug pro Jahr 44.074 Stück und der Verkauf 21.986 Stück. Der Absatz der mageren und Handelswaare geschieht nach allen Himmelsrichtungen, der Absatz der guten fetten Waare durch Händler nur nach Paris; geringere und ältere Mastwaare, Bracken, werden von den Metzgern der Umgegend und von Würzburg aufgekauft. Für die Wolle besteht leider kein Markt; doch ist Hoffnung für die Errichtung eines solchen in Mergentheim vorhanden. Gegenwärtig wird solche größtentheils von Händlern, Juden, aufgekauft und auf die Märkte nach Kirchheim u. Teck oder Heilbronn gebracht. Da die Weiden im Bezirk größtentheils gesund sind, so ist auch das Sterblichkeitsverhältnis ein günstiges; außer dann und wann vorkommender Egelkrankheit, und dem sog. Schenkelbrand, wie er auch beim Rindvieh des Bezirkes vorkommt, kennen wir keine gefährlichen Krankheiten. Die Raude tritt höchst selten auf. 1

Die Schweinezucht ist nicht von großem Belang; dagegen hat sich die Rasse der im Bezirke gezüchteten Schweine merklich gebessert und die Zucht selbst einigen Aufschwung genommen. Auf einigen größeren Gütern kommt englische Reinzucht (Yorkshire) vor; allein die beliebteste Zucht ist eine Kreuzung von den einheimischen Schweinen und obengenannten englischen. Diese haben den Vorzug, daß sie sehr schnellwüchsig sind, ein zartes mit Fett unterwachsenes Fleisch liefern und schon in einem Alter von 3/4 Jahren ein respektables Gewicht bieten; die reinenglischen sind in der Zucht deswegen weniger beliebt, weil sie wenig Junge liefern und ihrer Unbeholfenheit wegen diese leicht zerdrücken. In vielen Gemeinden sind auch die sog. Blaufelder Schweine beliebt, weil sie sehr schwer werden; allein sie brauchen dann wenigstens 11/2 Jahre, bis sie das gewünschte Gewicht erreichen, auch für sog. Schweinfurter ist Liebhaberei vorhanden; diese nähern sich in ihren Eigenschaften der englischen Kreuzung. Sie werden auf den Märkten in Würzburg gekauft, die sog. Blaufelder aber als Milchschweine von Händlern auf die Märkte nach Mergentheim gebracht und dort verkauft. Die Zucht von

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)